Ich habe ein Prokrastinationsproblem. Einiges bekomme ich in meinem Leben ganz gut auf die Reihe und ein paar Dinge fallen mir super schwer und ich schiebe sie Monate und Jahre vor mir her. “Einfach machen” funktioniert “einfach” nicht und ich glaube, ich habe verstanden, warum und habe eine Idee, wie die Hilfe/Struktur aussehen könnte/sollte, damit ich die ewig prokrastinierten Projekte doch noch hin bekomme.
Projekte, die ich nicht prokrastiniere, sind Projekte mit mehr sozialer Kontrolle. Egal, ob wirklich feste und externe Deadlines (feste Prüfungstermine) durch Dritte oder das Projekte, die ich nicht alleine, sondern im Team bearbeite.
Ich habe immer wieder versucht die festen Deadlines zu erzwingen, aber wenn ich die Deadlines setze, sind sie nicht fest genug. Ich weiß ja, dass es meine selbstgesetzten Deadlines sind - und es eigentlich nur mich interessiert, ob ich die einhalte, oder nicht.
Zeitweise habe ich Coworking Spaces gearbeitet, in der Hoffnung, dass mir das genug sozialen Kontrolle/Druck gibt, mich um meine eigenen, prokrastinierten Projekte zu kümmern. Coworking Spaces machen mich teils sehr produktiv, aber das vor allem für Projekte, in denen auch andere Menschen involviert sind. Sie verstärken meine Prokrastination gewissermaßen sogar. Noch mehr an anderen Projekten arbeiten, um sich nicht mit den eigenen Projekten auseinandersetzen zu müssen.
Was ich also brauche, ist nicht Menschen um mich herum beim Arbeiten, sondern Menschen, die an meinen Projekten interessiert sind. Ich brauche Menschen, die meinen Fortschritt kontrollieren. Mit denen ich regelmäßig bespreche, wie ich voran komme - oder wenn ich nicht voran komme, warum ich das nicht tue.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nicht der einzige Mensch bin, der aus eben jenem Grund prokrastiniert; dem die soziale Kontrolle fehlt.
Wenn es davon aber mehrere gibt … warum tun wir uns dann nicht zusammen und bilden eine Gruppe, die sich gegenseitig - freundlich - kontrolliert? Die sich jede Woche trifft und der restlichen Gruppe erzählt, wie das vormals prokrastinierte Projekt so voran geht? Eine Selbsthilfegruppe für Prokrastinateur*innen.
Genau das möchte ich anbieten. Ein wöchentliches Treffen zur Projektbesprechung - ähnlich einer Teambesprechung. Nur, dass es nicht um ein Projekt geht, dass das gesamte Team gemeinsam angeht, sondern um viele eigene Projekte, die trotzdem besprochen werden können - und vielleicht auch sollten, damit sie voran kommen.
Wenn es einige Leute in Berlin gibt, die daran Interesse haben, lasst uns gerne ein wöchentliches Treffen in Berlin haben, wenn interessierte irgendwo auf der Welt sind, gerne auch per Videokonferenz. Offline Meetings sind oft effizienter als Videokonferenzen, aber auch Videokonferenzen funktionieren ganz okay.
Wer hat Interesse an einer Prokrastinations-Selbsthilfegruppe?
Schreibt mir: gero [at] zweifeln.org
In der Mail wäre eine kurze Vorstellung schön, wer ihr seid und was eurer Projekt ist, dass ihr prokrastiniert - und wann euch ein solches Treffen gut passen würde: eher vormittags, eher nachmittags, eher abends - und wenn es einen präferierten Wochentag gibt, auch gerne den. (Daraus baue ich dann ein Doodle zur genaueren Terminfindung.)
Mein Projekt ist mein Fernstudium … dem seit Jahren ein paar Hausarbeiten und die Bachelorarbeit fehlt. Und wenn das geschafft ist, gibt es noch ein Buchprojekt, eine Politkampagne, ein Filmprojekt und ein Homeserver-Projekt … aber zuerst das Fernstudium beenden.
Update 2020-01-14
Nach einigen Rückmeldungen wurde mir klar, dass ich besser erklären muss, was eigentlich meine Idee dieses wöchentlichen Treffens ist - und vor allem, was es nicht ist.
Ich bin kein Psychotherapeut und traue mir nicht zu, eine Gruppentherapie zu leiten. Ich will auch keine Gruppentherapie. Ich will keine Runde, in der wir über Prokrastination reden. Ich will eine Runde, in der wir über die Projekte reden, die wir prokrastinieren.
Ich will den Fokus auf den Projekten, die wir alle vor uns her schieben. Ich will nicht wöchentlich abstrakte Gespräche über “Prokrastination” und Tipps, wie abstrakt weniger prokrastiniert werden kann, sondern konkret über einzelne Vorhaben reden.
Ich will, dass wir uns gegenseitig Hausaufgaben zu unseren Vorhaben geben - und damit selbst für Struktur sorgen, die wir brauchen, um unsere Vorhaben umzusetzen.
Ich will von dieser aus der Wikipedia kopierten Darstellung …
… zu dieser selbstgebauten.
Denn insbesondere bei Vorhaben, die (noch) keinen festen Endtermin haben, fehlt auch die “Oh jetzt wird’s knapp!” Entwicklung … und die Vorhaben dümpeln nur so vor sich hin.
Es geht mir darum, wöchentliche, “kleine Deadlines” zu haben. Und ich lernte, dass die für mich nur funktionieren, wenn es auch Menschen gibt, die kontrollieren, dass ich sie einhalte. Im Gegenzug biete ich an, eben jene “kleine Deadlines” für andere Menschen zu kontrollieren.
Und weil wir dauernd kleine Deadlines brauchen: wer mitmachen möchte, möge bis spätestens Freitag, 17.01.2020, 14.00 Uhr eine Mail an gero [at] zweifeln.org schreiben. Und dann gucke ich, wie viele wir sind und wann/wie wir uns treffen können und wie es weiter geht.