twitter instagram linkedin rss

2013


Space

- in: ideas art

Mir fehlt ein Platz zum Sein. Ein Platz für Kunst, für Musik, für Theater, für Bücher und für Technik. Ein Platz zum Leben. Ich kenne einige Hackerspaces und ich werde nie so richtig warm mit ihnen. Die Ausrichtung eines Hackerspaces liegt mir zu sehr auf Technik und zu wenig auf Kultur.

In Essen wäre ich Stammgast im Unperfekthaus, aber in Berlin fehlt mir ein derartiger Platz. Deshalb überlege ich einen derartigen “Space” zu gründen. Und um zu gucken, ob es Mitstreiter*innen dafür gibt, schreibe ich diesen Blogpost und gucke mal, was ihr von der Idee haltet und wer vielleicht mitmachen möchte. Anregungen in die Kommentare, per Mail oder Twitter.

Ein Space für Bandproben, Theatergruppen, gemeinsames Kunstschaffen, Hacken oder einfach mal in der Ecke sitzen, Bücher lesen und ausprobieren. Was es braucht? Den Ort selbst und Leute, die sich mir anschließen wollen um diesem Space zu gründen und zu gestalten.

[Update 2014-02-27] Ich habe mal ein Doodle aufgemacht um Interessierte zusammen zu bringen. Tragt euch ein, wenn ihr mitmachen wollt! [/Update] [Update 2014-03-20] Wir treffen uns am 25.03.2014 um 20.00 Uhr im Prassnik. Alle Interessierten am Space/Salon sind herzlich eingeladen :) [/Update]]]>

Kommentare

von Tasmo

Ich kenne leider dieses Haus in Essen nicht, würde aber sehr gern Teil einer Kultur-Hack-Bewegung sein!

von Pjotr

Warum dafür nicht einfach ins nächste Atonome Zentrum (AZ) gehen?

von Gero

Hm. Ich bin nicht sooo in der autonomen Szene drinnen und so richtig wohl fühle ich mich da eher selten, wobei ich auch keinen richtigen Grund habe - eher ein Bauchgefühl. Vielleicht ist es mein doch recht spießiges Erwachsenwerden, vielleicht auch die mir zu hedonistische Auslegung von Autonomie. Vielleicht sind sie mir auch schlicht zu basisdemokratisch und konsensual - und bei den Piraten habe ich damit schlechte Erfahrungen gemacht. Allerdings ist das durchaus eine Option und ich halte die mal im Hinterkopf für das anstehende Treffen und gucke mal, was andere Menschen so zu dem Vorschlag sagen.


Der Kartoffelkreislauf auf dem Ponyhof

- in: art society

Ein Ponyhof macht viel Arbeit. Ponies wollen ihren Freilauf, also bringt man sie auf die Weide. Auf der Weide fressen die Ponies viel Gras. Aber weil Ponies nie genug haben können, wollen sie immer auf eine andere Weide. Dann muss man sie auf eine andere Weide bringen. Manchmal machen sie sich auch alleine auf den Weg und landen plötzlich im Kartoffelfeld. Dann muss man sie schnell wieder einfangen, denn Kartoffeln sind sehr giftig für Ponies.

Wenn die Ponies wieder eingefangen sind, müssen die kaputt gemachten Zäune repariert werden. Außerdem muss man Ponies regelmäßig misten. Den Mist bekommen dann die Kartoffeln, damit sie viele Nährstoffe daraus aufnehmen können. Kartoffeln sind wichtig. Man muss auf die Kartoffeln achtgeben. Mal wollen die bösen Kartoffelkäfer sie fressen und mal sind sie von Kartoffelfäule betroffen. Und wenn sie dann groß sind, werden sie geerntet. Geerntet wird nicht die giftige Frucht, sondern die im Boden liegenden Knollen. Die Knollen werden im Keller gelagert. Die Kartoffelknolle darf nur wenig Tageslicht abbekommen, damit sie nicht giftig wird. Meistens werden die Kartoffeln während eines langen Winters alle verzehrt. Und wenn der Winter vorbei ist und im Frühling wieder alles zu wachsen anfängt, gibt es schon bald wieder die nächsten Frühkartoffeln. Und später im Jahr gibt es dann die reguläre Kartoffelernte. So ist der Kartoffelkreislauf auf einem Ponyhof.

Ich danke @tollwutbezirk für das Lektorat.


Salzig wie die Träne - Analyse #btw13

- in: art politics

Ohne Grundsätze ist der Mensch wie ein Schiff ohne Steuer und Kompaß, das von jedem Wind hin und her getrieben wird, aber gegen den Wind zu kreuzen bringt einen manchmal schneller zum Ziel als mit dem Wind zu segeln.

Aus den Ereignissen der letzten zwei Jahre können wir aber schlußfolgern, daß wohl kein Wind demjenigen günstig ist, der nicht weiß, wohin er segeln soll. Und wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist auch kein Wind der richtige. Andererseits fällt auf einem wankenden Schiff um, wer stillsteht und nicht wer sich bewegt.

Es ist nicht die Größe des Bootes, sondern die Bewegung des Ozeans. Das Meer ist salzig wie die Träne, die Träne ist salzig wie das Meer. Das Meer und die Träne sind sich durch die Einsamkeit verwandt. Wir haben die See zu lange gekannt, um an ihren Respekt für Anständigkeit zu glauben. Da rast die See und will ihr Opfer haben!

Worte sind zwar Luft - aber die Luft wird zum Wind, und der Wind macht die Schiffe Segeln. Wir müssen jedoch da vorsichtig sein, wo mehr Segel als Ballast vorhanden ist.

Wenn’s Schiff gut geht, will jeder Schiffsherr sein, aber auf einem Dampfer, der in die falsche Richtung fährt, kann man nicht sehr weit in die richtige Richtung gehen. Und letztendlich sitzen wir immer mit Pyrrhons Schwein im selben Boot, denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.

Komplikationen entstehen, dauern an und werden überwunden. Das sicherste Mittel gegen Seekrankheit ist natürlich, sich unter einen Apfelbaum legen.

Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Menschen zusammen um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Menschen die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer! Wir dürfen das Schiff aber auch nicht an einen einzigen Anker und das Leben nicht an eine einzige Hoffnung binden. Doch welch ein Anker ist die Hoffnung!

Ein richtiger Steuermann fährt mit zerrissenem Segel, und wenn er die Takelage verloren hat, zwingt er dennoch den entmasteten Rumpf des Schiffes an den Kurs. Piraten sind Politiker des Meeres. Wind und Wellen sind immer auf der Seite des besseren Seefahrers. Auf, Matrosen, die Anker gelichtet, Segel gespannt, den Kompass gerichtet!

Wir danken: Lucius Annaeus Seneca St. Matthäus Evangelista Michel de Montaigne Friedrich Schiller Wilhelm Christoph Gerhard Horatio Nelson, 1st Viscount Nelson William Penn Joseph Conrad Karl Gutzkow Antoine de Saint-Exupéry Sully Prudhomme Ambrose Bierce Edward Gibbon Michael Ende Jack Sparrow

Danke dem Co-Autor: @tollwutbezirk

Kommentare

von: F0O0

Danke :)


Ich wähle Piraten und sage euch auch warum

- in: politics

Meine gesamten politischen Forderungen kann ich auf zwei Grundforderungen runterbrechen: soziale Gerechtigkeit und gesellschaftlicher Fortschritt. Beides kommt in der Piratenpartei zusammen, wie in keiner anderen Partei - und deshalb werde ich sie wählen.

Der Linkspartei nehme ich es (als einziger im Bundestag vertretenen Parteien) ab, wirklich für soziale Gerechtigkeit zu kämpfen, habe aber häufig das Gefühl, dass sie den technologischen und gesellschaftlichen Wandel nicht weit genug verstanden hat und in ihre Ideen einbaut. Die Grünen haben wirklich gute Netzpolitiker und sind mir durchweg sympathisch. Ich finde die Energiewende ein wirklich wichtiges Thema und glaube auch, dass wir dort weiter dran arbeiten müssen. Meine Wahlausrichtung liegt aber noch weiter in der Zukunft. Ich glaube, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis wir die Energiewende vollzogen haben und uns vollständig mit Erneuerbarer Energie versorgen. Ich mache mir allerdings viele Sorgen darüber, wie wir es als Gesellschaft schaffen in das digitale Zeitalter mit möglichst wenig Kollateralschäden zu wechseln. Je früher wir diesen Wandel angehen werden, je weniger Kollateralschäden wird es geben. Und genau deshalb werde ich die Piraten wählen. Ich will, dass der Bundestag sich mit den Fragen der Zukunft beschäftigt und ich glaube, dass es für diese Fragen hilft, wenn eine neue gesellschaftliche Generation mit einer eigenen Fraktion im Bundestag vertreten ist. Und neben all den Fortschrittsproblemen vernachlässigen die Piraten auch die Frage der sozialen Gerechtigkeit nicht, sondern passen die Frage auf die heutige Zeit an und beantworten sie mit dem Bedingungslosen Grundeinkommen.

Es stimmt, dass es in der Partei auch sehr viele Probleme gibt. Wir haben keine ständige Mitgliederversammlung (SMV) auf Bundesebene und es gibt noch immer Arschlöcher in der Partei. Ich sehe, dass an beiden Problemen mit Hochdruck gearbeitet wird. Ich gehe stark davon aus, dass wir die SMV auf dem nächsten Bundesparteitag in Bremen beschließen. Ein Vorbereitungstreffen zur SMV gibt’s Anfang Oktober in Heidelberg und zumindest für den Landesverband Berlin weiß ich, dass Parteiausschlussverfahren gegen die Arschlöcher der Partei angelaufen sind.

Zu guter Letzt hat die Piratenpartei durchaus einige wirklich gute Kandidaten wie Miriam Seyffarth oder Lena Rohrbach und ich traue denen auch zu die Ausfälle auf anderen Listen zu kompensieren.

Und ob es wirklich für den Einzug in den Bundestag reicht oder nicht, ist mir egal. Auch wenn wir mit 4,8% am Einzug gehindert werden, so ist das trotzdem ein deutliches Zeichen, dass sich die Politik dieses Landes mehr der Zukunft widmen muss.

In diesem Sinne: Geht am Sonntag wählen und wählt die Piraten!


#FsA13-Rant

- in: politics rant

Die “Freiheit statt Angst”-Demo ist eine besonders perfide Erscheinung. Zum einen sind mir die Themen dieser Demo wirklich wichtig (ich war zwei mal selbst im Orgateam), zum anderen läuft da so viel schief, dass ich nicht anders kann, als diesen Rant zu schreiben.

Die Situation ist, dass wir alle eigentlich viel vereinter zusammen stehen müssten, um aus dem riesigen Überwachungsskandal etwas zu bewegen und dafür zu sorgen, dass sich wirklich was verändert. Und ich bin überzeugt davon, dass wir, die “Netzgemeinde”, das eigentlich könnten.

Und dann kommen da die vielen vielen kleinen Fehler, die dafür sorgen, dass das alles nichts wird. Und diese vielen vielen kleinen Fehler, waren absehbar, was mich noch mehr aufbringt, denn ich weiß, dass es besser gehen könnte.

  1. Ist der Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung als Veranstaltungsorganisation von der DigitalCourage unterlaufen. Ein Großteil der AKV-Mitgstreiter sind von der DigitalCourage bezahlte Mitarbeiter\*innen. Die ganze Demo wurde in einen Spendenmarathon für DigitalCourage verwandelt. Ich behaupte, dass der Hauptgrund für die Demo die äußerst klammen Kassen der DigitalCourage ist. Zudem halte ich die Organisation für bigott. Sie ist \*die\* Datenschutzorganisation, aber ihre Newsletter habe keine opt-out Funktion. Auf eine Mail hin haben sie immerhin reagiert, auch wenn ich gerne gewusst hätte, wie mehrere meiner Mailadressen in ihre Verteiler kamen. Sie schafft es seit Jahren nicht, ihren eigenen Ansprüchen gerecht zu werden, so fehlt z.B. im Transparenzbericht die Telekom mit ihrer 150.000€-Spende
  2. Hat padeluun auf mehreren Ebenen seine Integrität verloren. Er ruft zum Zerstören von neuer Technik auf, weil eine Kamera darin eingebaut ist, nutzt aber selbst seit Jahren iPhones - und fordert zeitgleich mehr freie Software. Er ist eine schlechter Moderator im großen (eigene Reden nach den eigentlichen Redner\*innen) und im Kleinen (sehr chaotische Bündnistreffen, unvorbereitetes Erscheinen, teils fehlende Sachkenntnis).
  3. Fehlt das Fingerspitzengefühl für Bündnispartner. Dass der CCC erst 3 Tage vorher für die Demo aufruft spricht Bände. Redner des CCC haben abgesagt. Das Problem ist Hausgemacht, so haben auf einem Bündnistreffen im Mai sich sowohl die Grünen, die DigiGes, die Hedonistische Internationale als auch die Piraten (damals durch mich vertreten) gegen die Demo in dieser Form ausgesprochen. Dass (irgendwie) doch alle mitgemacht haben, liegt an den äußerst glücklichen Umständen des krassen NSA-Skandals.
  4. Hat die FsA (insbesondere padeluun) inzwischen ein merkwürdiges Verhältnis zur Polizei. Er lobt die unglaublich gute Zusammenarbeit (erinnert er sich vlt auch an die Prügelpolizisten von 2009?) und trotzdem lässt er sich 3 Wochen vor der Demo noch einen neuen Demoort vorschreiben, weil er es (vermutlich) auch verpeilt hat, sich den Demoort bestätigen zu lassen. (Solche Dinge müssen fest sein, bevor Plakate gedruckt werden) Und dann trägt die Polizei sogar noch seine völlig übertriebene Angabe von 20.000 Demonstrierenden mit. (Ich schätze es waren tatsächlich 8.000. Vlt auch 10.000 aber mehr waren es nicht.)
  5. Gibt es im Demobündnis keinerlei Konsequenzen für gelebten Antiamerikanismus und Nationalismus, sondern wird sogar noch gefördert. Es wäre ein leichtes auf beides schlicht zu verzichten. Das würde die Forderungen nicht weniger wichtig machen. Und weder mit Antiamerikanismus noch mit Nationalismus will ich identifiziert werden.
  6. Braucht die Bewegung bessere Narrative. Der Begriff "Datenschutz" funktioniert nicht. Was ist denn bitte "Datenschutz"? Werden da Daten mit Stacheldraht vor Algorithmen geschützt? Wie soll das gehen? Und was sind eigentliche Daten? Wir verstehen selbst kaum, was er eigentlich bedeutet, wie sollen es dann erst die Leute verstehen, denen wir das unglaublich komplexe Thema erklären wollen? Es geht nicht um Datenschutz, es geht um Selbstbestimmung und freie Entfaltung des einzelnen Menschen. Ich halte auch das Narrativ der "Überwachung" für kaputt. Ob ich persönlich überwacht werde oder nicht, ist mir tatsächlich egal. Aber ganz und gar nicht egal ist, dass mein Leben kontrolliert wird. Das wird es sowohl durch die Steuer-ID, als auch durch die Schere im Kopf, die entsteht, wenn ich darüber nachdenke, ob es eine gute Idee ist zivilen Ungehorsam auf Twitter zu organisieren. Es geht nicht darum, dass irgendwer mitliest, es geht darum, dass das Institutionen mitlesen, die mein Leben fremdbestimmen können. Es geht um Macht.

Mir ist bewusst, dass dieser Blogpost die FsA in ein sehr negatives Licht rückt und das tut mir auch leid. Aber ich glaube, dass es wichtig ist, die Probleme sehr genau zu benennen, um es dann beim nächsten mal besser zu machen.

P.S. padeluun ist eigentlich ein toller Mensch, nur als Kopf der Bewegung ist er ungeeignet.

Kommentare

von: pluto

Was der slash sagt.

Ak Vorrat ist eng mit foebud / digitalcoueage verbunden. So what? Da “unterwandert” zu sagen impliziert eine Feindschaft. Oder versucht sie zu erzeugen.

Arbeit kostet Geld. Von Teilnehmern zu sammeln ist legitim. Und das padeluun damit was sinnvolles anstellen wird glaube ich ihm jederzeit. Immerhin ist er schon so lang Aktivist wie du auf der Welt bist und ich kenne ihn davon knapp 20 Jahre.

von: V.

Ist der Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung als Veranstaltungsorganisation von der DigitalCourage unterlaufen. Ein Großteil der AKV-Mitgstreiter sind von der DigitalCourage bezahlte Mitarbeiter\*innen.

Eigentlich bin ich im Urlaub und habe überhaupt keine Lust auf diese Diskussion: Bitte stelle diese Aussage richtig, bevor du damit noch größeren Schaden anrichtest. Danke.

von: emi

umso größer solche veranstaltungen werden, umso anschlussfähiger werden die inhalte für allerlei kackscheiße. ich denke, deswegen gehen mittlerweile auch viele nicht mehr hin, was ich persönlich gut verstehen kann. dumme promo-demos sind dumm.

von: Slarthy Bartfass

Was gibt es denn an gelebtem Anti-Amerikanismus auszusetzen? Die Politik der Geheimgerichte, Leute ohne Verhandlung auf Jahre wegsperren, foltern usw.usf. ist nichts, was auch noch verteidigt gehört, oder wie jetzt? Das soll nicht heissen, dass man sich damit gegen Amerikaner (also die Menschen) ausspricht, sondern die Policies ihrer Administration. Sie betrachten uns Europäer mit Ausnahme der Engländer doch auch nichts als Freunde oder Partner, sondern im besten Falle noch als Geschäftspartner.

Von daher sehe ich nicht, dass ein Demoveranstalter dagegen vorgehen muss (zumindest solange es keine ‘Schland-Kacke ist). Wegen der anderen Sachen bin ich in weiten Teilen deiner Einschätzung d’accor.

von: Heiko

padeluun hat mit seinem Abstimmungsverhalten in der Enquete-Kommission “Internet und digitale Gesellschaft” schon sehr viel Kredit bei sehr vielen Netzaktivisten verspielt und er hat in danach in meinen Augen wenig bis gar nichts dafür getan, dieses verspielte Vertrauen zurück zu gewinnen.

von: Slash

Dieses “ewige Mimimi, die sind aber böse, 99,99 % sind nicht genug und Person X geht mal gar nicht” ist die Sollbruchstelle einer geeinten Netzgemeinde. Es ist schon ganz schön ironisch, dass ein Blobeitrag der das Who is Who des Zwist-Sähens ausführt im Grundsatz als Plädoyer für mehr Zusammenhalt gedacht ist. DigitalCourage unterwandert… DigitalCourage will doch nur Spendengelder… die Piraten wollen doch nur Wählerstimmen - Einigkeit braucht Toleranz und Pragmatik; was ich jedoch sehe ist, wie einige wenige die Leute links und rechts von sich wie ihre ärgsten Feinde behandeln, obwohl sie doch mit ihnen auf der gleichen Seite stehen - zumindest an diesem einen Tag auf der Straße. So ein Verhalten ist schrecklich dumm, unumsichtig, unreflektiert und politisch instinktlos. So ein Verhalten ist es übrigens auch, was früher mal für viel Stunk bei den Piraten gesorgt hat; es gibt einfach manche Menschen, für die ist jeder “der Feind”, der sich nicht als absoluter Erfüllungsgehilfe ihrer Weltsicht verhält. Traurig ist das. Und unterdessen macht Merkel die Merkelraute und sieht zu, wie sich die Gegenbewegung aufgrund einiger Soziopathen in ihrern Reihen selbst zerlegt. Ich muss ganz ehrlich sagen; die Piraten haben wenigstens mittlerweile dazu gelernt; die Bloggo-Femi-Hackersphäre scheint davon leider noch entfernt. Das Wort heißt Pragmatismus; deal with it.

von: Daniel Lücking

Sachlich vorgetragen und es weckt einige Fragen, die nur dann aufgeworfen werden können, wenn man sich länger mit dieser Entwicklung / Bewegung befasst hat. Die Spendensammlung vor Ort stieß mir auch recht seltsam auf und mich beschäftigte eher die Frage, wie man die Masse erreicht, als wie groß die Masse war.

(Halbwegs) sicheres surfen muss möglich sein - eine sichere, vertrauliche eMail-Kommunikation als Grundrecht von Bürgern angesehen werden und Journalisten müssen sich in die Pflicht nehmen, verlässliche und schutzbietende Anlaufstellen für Whistleblower zu sein.

http://www.medienkonsument.de/2013/09/08/1562/

von: Anna Weber

Die FsA ist leider inzwischen nicht mehr als ein in Aussagelosigkeit erstarrter Traditionsmarsch - wie der Erste-Mai-Umzug, nur mit weniger Gewerkschaftern. Wenn ich mir die Transparente ansehe, kann ich nicht einmal sagen, wofür überhaupt demonstriert wurde. Männer sind Schweine, die NSA auch. Es wundert mich, dass nicht auch noch für die Rückgabe Nordamerikas an die Ureinwohner geworben wurde, hat doch auch irgendwie mit Freiheit zu tun.

“Wir sind hier, wir sind laut” - vor allem letzteres. Laut sein, das ist ganz wichtig. Und ganz viel bedrucktes Papier verteilen, völlig egal, ob’s jemand liest. Hauptsache, man kann damit posen, 10.000 Flyer verteilt zu haben, während man neben dem Transpi herlief und den Promis zuhörte, wie sie über den Lauti ganz tolle Redi hielten.

A propos Zahlen: Warum haben wir nicht gleich behauptet, es waren 100.000 Teilnehmer, ach was, eine Millionen, egal: 10 Milliarden? Und die Praktikanten aus der Zeitungsredaktion übernehmen ungeprüft diese Zahl. Am Anfang schreiben sie noch “nach Teilnehmerangaben”, aber das fällt auch irgendwann weg. So fälscht man Geschichte, und die Presse spielt sogar noch mit.

Manchmal glaube ich, diese angebliche Großdemo ist nichts weiter als ein Ablenkungsmanöver, einzig dazu gedacht, möglichst viele Leute in Vorbereitungsaktivitäten und später in der seligen Annahme, unglaublich viel für “die Freiheit” (was auch immer das sein mag) getan zu haben, zu binden und so zu verhindern, dass sie irgendetwas unternehmen, was wirklich etwas ändern könnte.

von: Alex

Stimmt, eher konstruktive Kritik. Und der kann ich weitestgehend zustimmend - zumindest aus der Entfernung eines Teilnehmenden und Nicht-Beteiligten (organisatorisch). Ich denke es waren auch eher knapp 10.000 Menschen in Berlin am Wochenende beteiligt.

Vergleichen kann man das gut mit den Blockupy-Demos in Frankfurt, da waren über 20.000 Leute da - und auch sichtbarer als jetzt in Berlin. Ich fand die FsA im großen und ganzen in Ordnung, hat viel Spaß gemacht, habe Leute aus dem digitalen Leben in echt getroffen und mit denen gesprochen und ausgetauscht. Fast schon wie eine kleine Loveparade. Von den Sprechern habe ich nicht viel mitbekommen, lag auch daran, das ich nicht wirklich Interesse daran hatte bei einer Demo das zu hören, was ich eh schon weiß. Ist ähnlich wie Bäckermeister zu einer Brotback-Weiterbildung zu schicken.. (einen eigenen Blogpost dazu habe ich auch vor zu schreiben, also zur FsA)

von: Sebastian

Also für einen Rant ist das immer noch sehr freundlich. Danke für das Statement.

von: juna

Das ist kein Rant. Das würde ich als differenzierte Kritik eines Insiders bezeichnen. Danke für die Informationen. (Ändert natürlich nix an meiner Meinung. Wo kämen wir denn da hin;-))


Ruhe, Rückzug, Twitter. Kommunikationsnirvana.

- in: personal

[Update:] @zweifeln ist reaktiviert, aber ich werde ihn fortan @saschalobo-artig nutzen. Wer mir was mitteilen möchte, möge noch immer ne Mail schreiben. Keine Push-Nachrichten, kein Client. Ich werde wohl mehrmals die Woche rein gucken, mehr aber auch nicht.[/Update]

Ich habe meine Twitter-Accounts (den Privataccount für wenige wirklich gute Freunde @anzweifeln und den offenen Account @zweifeln) deaktiviert und viele sehr liebe Nachfragen bekommen, ob es mir denn gut gehe. Ja, mir geht es gut. Es ist super lieb, wie sehr beeindruckend viele Menschen um mich sorgen <3

Schon im Januar überlegte ich meine Twitteraccounts zu deaktivieren, tat das auch, reaktivierte sie aber kurz darauf wieder, weil in der Piratenpartei extrem viel über Twitter läuft. Leider. Nun bin ich seit fast 3 Wochen kein Vorstand mehr, und behaupte, dass aus Parteigründen keinen Grund mehr gibt, Twitter nutzen zu müssen. Hinzu kommt, dass ich gerade sehr viel studieren muss, weil ich das die letzten Monate sehr vernachlässigt habe - und die gewonnene Zeit durch den Rücktritt zu einem guten Teil auf Twitter verprokrastiniert habe. Und um die Hürde hoch genug zu setzen, nicht gleich wieder “rückfällig” zu werden, habe ich die Accounts deaktiviert, um die gewonnene Zeit auch wirklich zu nutzen. Insgesamt ist mir gerade sehr danach etwas mehr Ruhe zu haben um neben dem Studium auch das weitere Leben zu planen (so überlege ich im November nach Istanbul zu gehen) und muss das vor allem mit mir selbst klären.

Der wirkliche tiefe Grund darunter ist aber, dass ich gefühlt twitterabhängig bin. Gefühlt ist es eine Nachrichtensucht (falls es sowas gibt), der ich inzwischen verfallen bin. Ich will ständig neue Nachrichten lesen, auch wenn sie eigentlich nichts ändern. Twitter war das erste und das letzte eines jeden Tages, was mich beschäftigte. Jede sonst nicht verplante Minute verbrachte ich auf Twitter. Ich mag sehr ungern von irgendwas abhängig sein. Vielleicht ist das gerade auch eine Art kalter Entzug. Ich glaube, dass ich ohne Twitter gerade deutlich mehr Dinge organisiert bekomme und mich besser auf das Studium konzentrieren kann, zudem weniger Kommunikationskanäle auch zu mehr Übersicht führen und hoffentlich weniger Overhead produziert. Mal gucken, ob das funktioniert.

Twitter ermöglich allerdings noch die Möglichtkeit 30 Tage lang zurück zukehren und die alten Accounts wieder zu übernehmen. Möglicherweise mache ich das auch für den Hauptaccount, werde den dann aber vermutlich Twitter eher im Stile von Sascha Lobo (3x die Woche) nutzen um ein wenig mehr Ruhe in meinem Leben zu haben. Den privat-Account werde ich nicht reaktivieren. Die Vermischung vom Privaten und Politischen mag ich nicht und auch meine private Timeline bestand zu einem großteil aus politischen Inhalten, die über andere Privataccounts gingen (die häufig eher Rageaccounts sind). Weil mich das aber nervt, bleibt das auch weg. Wie ihr mich Kontaktieren könnt, steht unter Kontakt und Impressum.

tl;dr: Mir geht’s gut, Twitteraccount kommt vielleicht wieder, vielleicht aber auch nicht.


Softwareschmiede für's WebOffice

- in: ideas tech

Ich mag freie Software. Und ich mag das Internet. Lange Zeit glaubte ich, dass sich im Internet immer freie Software durchsetzen würde, denn das Web als solches ist ja frei und offen. Irgendwann hielt ich inne und merkte: das Internet, wie ich es alltäglich nutze ist in weiten Teilen nicht offen. Viele Dienste, die ich täglich nutze sind nicht offen. Twitter, Facebook, YouTube und Google mit all seinen Diensten ist nicht offen und frei, wie ich es mir wünschen würde. Bei genauem Hinsehen ist mir dann aber auch aufgefallen, dass es für alle diese Dienste auch freie und offene Alternativen gibt. Zu fast jedem Dienst haben sich mal Idealisten hingesetzt und was offenes gebaut um nicht von den großen (quasi)Monopolisten abhängig zu sein. Und das ist einigermaßen großartig - aber leider auch nur einigermaßen. Viele der Dienste lassen sich in viel gefrickel einrichten, aber so schön und einfach wie die Konkurrenz ist die Frickellösung selten. Meinem Vater werde ich die Alternativen vermutlich nicht erklären können (Google versteht er sehr wohl).

In der Piratenpartei gab es die Idee des “OpenLV”, des offenen Landesverbandes, die sich so ein System zum Ziel setzte. Die Ausgangslage war da, dass es in der Piratenpartei unglaublich viele offene Systeme gibt, auf denen irgendwas steht, es aber nahezu unmöglich war (und ist), bei diesen vielen Plattformen die Übersicht zu behalten. Es braucht ein System zum Informationsmanagement. Letzten Sommer entstand das Konzept Gelassenheit durch Transparenz, dass Anfang des Jahres dann zum OpenLV weiterentwickelten und ein wenige konkretisiert wurde.

Wie das in ehrenamtlichen Gruppen aber so ist, kamen von Arbeitstreffen zu Arbeitstreffen weniger Leute und passierte leider auch nur noch sehr wenig. Und schließlich kamen wir an den Punkt, dass uns klar wurde, dass wir ein so umfassendes System nicht ehrenamtlich neben der restlichen ehrenamtlichen Parteiarbeit, bezahlter Arbeit und ggf. Studium durchziehen können. Das ist ein so umfassendes Projekt, dass es von einer ehrenamtlich arbeitenden Partei unmöglich gestemmt werden kann. Es braucht dafür gute Entwickler, die sich Vollzeit darum kümmern können, damit so ein System auch in absehbarer Zeit entsteht.

Der OpenLV wurde abermals umgenannt in OpenOrga und Katja hat auch mal die Domain openorga.net registriert. Seit meinem Rücktritt habe ich wieder deutlich mehr über das Projekt nachgedacht und es ist mir zu wichtig, um es nicht zumindest zu verbloggen. Und eigentlich habe ich wirklich Lust eine Softwareschmiede zu gründen, die sich freie und coole WebOffice-Tools baut - und Mitarbeiter ordentlich bezahlt. Was fehlt ist die Idee, woher das Geld zum Bezahlen kommt, also der Businessplan. Und Leute, die was vom Softwareschmieden verstehen und mitmachen wollen, auch wenn etwas ungewiss ist, was dabei heraus kommen mag. Aber vielleicht gibt es ja Menschen, die da wirklich mitmachen wollen und wir setzen uns einfach mal zusammen und gucken, was wir da tolles draus machen können. Wer an einer coolen Softwareschmiede mitarbeiten will oder noch super Hinweise hat, bitte melden!


Rücktritt

- in: personal politics

Ich bin gestern, am 26.05.2013 mit Ende der Vorstandssitzung vom Amt des Beisitzers im Landesvorstand aus persönlichen Gründen zurück getreten. Die “persönlichen Gründe” möchte ich gerne ausführen.

Ich bin noch immer Vollzeitstudent an der Fernuni Hagen und habe letztes Semester auch 2 Prüfungen geschrieben und bestanden (mehr schlecht als recht). Daneben arbeite ich nach wie vor beim Elektrischen Reporter um meine Miete und mein Brot bezahlen zu können. Und dazu kam noch ein gefühlter Vollzeitjob Landesvorstand als Ehrenamt. Das ist <a href=”http://zweifeln.org/2012/280-stress-mein-leben-als-politiker/”wie ich schon schrieb</a> mit sehr viel Stress verbunden. Ich versuchte das zu minimieren und weniger zu machen - und ich habe auch weniger gemacht. Aber das Niveau liegt noch immer deutlich über dem, was ich für gut für mich halte.

Dazu kommt, dass ich meinen eigenen Anforderungen nicht gerecht werde. Ich trat an, um möglichst gute Strukturen zu bauen und auch an tools zu arbeiten, die helfen Diskussionskultur waren und der Chancengleichheit helfen. Ich war auch überzeugt vom Konzept “Gelassenheit durch Transparenz”. Nach einiger Verzögerung lief das im Januar auch an und wir haben aus dem “Teppich” den “OpenLV” gemacht und allerhand Ideen zusammengetragen und teils strukturiert, wie wir uns die vegane eierlegende Wollmilchsau denn haben wollen. Viel weiter kamen wir damit leider auch nicht. Es fehlte an wirklich engangierten Leuten, die sich da rein hängen und das Projekt wuppen. Möglicherweise war es auch falsch, das ganze innerparteilich von Ehrenamtlichen wuppen lassen zu wollen, denn so ein großes Softwareprojekt ist ein großes Softwareprojekt und wenn das ordentlich laufen soll, sind hauptamtliche Entwickler extrem vorteilhaft, damit da wirklich 20-40/Woche dran entwickelt werden kann und das Projekt nicht erst nach der Eröffnung des BER fertig wird.

Daneben habe ich die Liquid-Treffen koordiniert vor allem den großartigen Björn als Hauptadmin und Mario als weiteren Admin vom Liquid mit Arbeit versorgt. (An dieser Stelle mal ganz ganz vielen Dank den beiden!) Die automatisierte Akkreditierung für’s Liquid via Whitelist steht leider noch aus, aber darum werde ich mich wie um eine ordentliche Dokumentation des Liquid-Systembriebs noch kümmern. (Ich will mich dafür beauftragen lassen, damit ich das auch weiterhin tun kann.)

Daneben allerdings ist von dem, was ich mir vornahm sehr wenig passiert. Der Vorstandsjob als solcher frisst sehr viel Zeit für Meta-Organisation, Befindlichkeiten und innerparteilichen Reibereien, in die eins als Vorstand immer wieder rein gezogen wird. Auch das sehe ich als eine Aufgabe des Vorstandes an, mit dem Mitgliedern ordentlich zu kommunizieren. In letzter Zeit allerdings fiel mir eine angemessene Kommunikation zunehmend schwerer. Es passierte, dass ich einzelnen Menschen gegenüber ausfallend wurde. Ich schiebe es auf meinen derzeitigen Lebensstress, weiß aber auch, dass das keine Entschuldigung sein kann. Für einen Vorstand gehört es auch, die nötige Contenance zu wahren und ansprechbar zu sein.

Gerade die Ansprechbarkeit ist bei mir nicht mehr gegeben. Zu den zwei anderen Jobs (Studium und Elektrischer Reporter) kam noch ein Krankheitsfall in meiner Familie, der mir zusätzliche Zeit und vor allem Nerven raubt. Selbst wenn das nicht gewesen wäre, fehlt mir auf Dauer der Ausgleich zu der vielen Arbeit um die Arbeit auch ordentlich machen zu können. Ich merke selbst, dass alle drei Jobs sich in meinem Leben gerade gegeneinander ausspielen und insbesondere mein Studium darunter leidet. Das muss enden. Und da ich mein Studium schon zweimal umsattelte und einen bezahlten Job brauche um meine Miete zahlen zu können, muss der ehrenamtliche Job gehen.

Hinzu kommt, dass ich immer mehr das Gefühl habe vom geplanten, durchdachten Aktivismus zum Aktionismus überzugehen, um überhaupt was zu machen. Und wenn Aktivismus in Aktionismus übergeht, ist es Zeit aufzuhören und darüber nachzudenken. Vielleicht wieder neue Kraft zu tanken neue Ideen aus der neuen Erfahrung zu entwickeln und sich dann auch wieder stärker einbringen. Wenn ich in paar Monaten wieder die Kraft habe, für die Partei zu brennen, dann werde ich mich auch wieder einbringen. Auf welchem Posten ist zweitrangig.

Danke, Berliner Pirat*innen. Das war eine extrem spannende Zeit und ich habe unglaublich viel in der Zeit gelernt. Danke insbesondere auch an meine Vorstandskollegen GA, Benny, Gordon, Manuel, F0o0 und Frank. Ich hätte mir kaum bessere Kollegen wünschen können. Die Zusammenarbeit mit euch war durchweg super. Wie GA sagte: “wir können uns ja auch weiter treffen”. Und ich bin mir sicher, das werden wir - auch wenn vlt nicht mehr so häufig, wie zuvor :)

Kommentare

von: Rohrwallpirat

Danke für deine tolle bisherige Arbeit und Engagement. Ich kann deine Begründung sehr gut nachvollziehen. Du bist dann ja nicht aus der Welt. Einfach mal Danke für deinen bisherigen und aich zukünftigen Einsatz.

von: Etienne

Lieber Gero,

schade, sehr schade, aber sehr gut nachzuvollziehen. Du hast vieles versucht anzuschieben, aber leider fehlt wohl in Berlin an allen Ecken und Enden derzeit die Energie. Und das, was noch da ist, wird aufgesaugt durch unnötige Reibereien.

Erhol Dich, komm zur Ruhe, dann komm wieder, in dem Maße, in dem es Dir möglich ist.

Danke für Deinen Einsatz,

Etienne


Piratenpartei - fail by design

- in: politics rant

Pyth ist ausgetreten. Ich möchte der Partei global vor die Füße kotzen. Nicht, dass HerrUrbach und Ennomane nicht schon Grund genug gewesen wären. Ich möchte wild um mich schlagen, zetern und die Partei retten. Allein, ich schaffe es nicht. Und dabei bin ich mindestens mitschuldig. Auch ich sitze im Berliner Vorstand mir meinen Arsch platt und bleibe bei schön klingenden allgemien-Blah-Blah (Link zum Archiv der Berliner Liste - ihr müsst dafür Abonnenten der Liste sein). Auf Nachfrage, dass wir als Vorstand auch konkret vorgehen sollen, reagiere ich nicht. Ich hätte gerne geantwortet, ja, machen wir. Ich würde tatsächlich gerne PAVs verteilen. Allein, ich schaffe es nicht.

Nach Rücksprache mit dem Landesschiedsgericht haben wir geklärt, dass wir, der Landesvorstand, PAVs (gut begründet) beschließen müssen, um sie dann dem BuVo zu geben, der das nochmal beschließt, um dann zurück auf Landeseben vor das Landesscheidsgericht zu ziehen und wenn wir wirklich gut nachgewiesen haben, dass ein “großer Schaden für die Partei” entstanden ist, können wir drauf hoffen, dass ein Mitglied aus der Partei ausgeschlossen wird. Und alles, was selbst daraus folgt ist, dass sich das Mitglied nicht mehr auf Veranstaltungen akkreditieren kann. Es darf dort weiterhin auftauchen und es kann auch weiterhin Mailinglisten und Twitter betrollen. Es kann weiterhin Blogposts schreiben und es kann auch weiter behaupten, im Herzen schon immer Pirat gewesen zu sein. Dagegen gibt es keinerlei Vorgehensweise. Es ist schlicht nicht vorgesehen, dass wir oder irgendeine andere Institution irgendwie dagegen vorgehen kann. “Wir sind doch offen.”

Zusammengefasst: wir können den Vorständen und Schiedsgerichten unglaublich viel Arbeit machen um dann formal korrekt festzustellen, dass die rausgeschmissenen Menschen noch immer die Partei kaputt trollen können. Es also auch nichts bringt - bis auf einen haufen Arbeit, für nicht bezahlte Vollzeitjobs.

Es ist in der Struktur der Partei so angelegt. Wir wollten das so. Wir behaupteten, das sei ein Feature. Wir stellen fest, es ist ein Bug. Fail by design. Die Partei besitzt keine Struktur, die es erlaubt, wirksam gegen trollende, hetzende, pöblende Menschen vorzugehen. Und das ist mit Abstand der größte Fail dieser Partei - und ich habe keine Idee, wie und ob wir das wieder gut machen können.

Kommentare

von: Bunki

Ich finde mit WP001 ist schon die Lösung integriert:

Verrückt ist auch normal

Der Bundesparteitag der PIRATEN möge diesen Antrag gegebenenfalls auch modular beschließen und den Inhalt im Programmbereich Psyche einfügen:

Modul 0

Änderung des Programmbereichstitel

Der Wahlprogrammbereich Psyche wird umbenannt in Verrückt ist auch normal.[…]Das Ziel der politischen Arbeit der PIRATEN ist eine größtmögliche Inklusion aller Menschen. Um dieses Ziel zu erreichen, beziehen wir die psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung in unser Programm mit ein. Die Gesundheitspolitik hat die Ziele medizinische und psychosoziale Hilfe zu gewährleisten, eine Behandlung zu garantieren, wo diese nötig ist …

von: corax

Nein. Laut SGO BUND §1 (Abs 2) http://wiki.piratenpartei.de/Bundessatzung#.C2.A71-_Grundlagen

kann kein LV eine abweichende SGO haben die in wesentlichen Punkten abweicht.

Natürlich darf ein Landesvorstand ein PAV beantragen, aber nicht direkt beim LSG sondern erst einmal beim BuVo. Jede niederschwelligere Ordnungsmaßnahme kann er selbst verhängen. Ziel der Regelung ist es, dass der BuVo bei solch schwerwiegenden Entscheidungen informiert ist und sich der Fail mit Bodo Thiesen ‘Ne bis in idem’ http://de.wikipedia.org/wiki/Ne_bis_in_idem nicht wiederholt.

Der LaVo kann ein PAV beantragen, aber beim BuVo, der prüft es und leitet es dann ans zuständige LSG weiter.

verständlich?

von: Gero

Gefühlt bringen “normale” Ordnungsmaßnahmen genau nichts. Davon haben wir inzwischen schon einige verteilt, aber es gibt quasi keinerlei positiven Effekt. Zumal OMen im Allgemeinen nicht-öffentlich beschlossen werden und auch nicht öffentlich zugestellt werden, sodass nur die Betroffenen und wir als Vorstand davon wissen. Pasteiausschluss sagt zumindest ganz deutlich, dass manche Menschen in der Partei nicht willkommen sind.

von: Gero

Ohne Beauftragung oder Amt ist niemand berechtigt, für die Partei zu sprechen. Das ist immer justiziabel. Ob die Person ein Parteiausweis hat oder nicht ist egal.

von: Gero

Mir war dieser Beschluss nicht bewusst. Nun ist er es und ich werde die nächsten Tage und Wochen uns einige Arbeit damit machen, Leute von Mailinglisten zu verbannen.

von: Gero

Es sind zwei Bugs. Der eine ist in der Berliner Satzung, die nicht besagt, dass der Vorstand ein PAV beantragen darf. Das ist unser Berliner Problem.

Der zweite Bug ist (soweit ich das verstanden habe und ich finde das alles einigermaßen verwirrend) die Schiedsgerichtsordnung als Teil der Bundessatzung, die sich nur auf die restliche Bundessatzung bezieht und nicht explizit auf Landessatzungen. In der Bundessatzung steht danach aber nur, dass der BuVo PAVen darf und nicht ein LaVo. Das jedenfalls haben mir neulich unsere Schiedsrichter*innen erklärt. (Und das würde auch erklären, warum das mir einzig bekannte erfolgreiche PAV in MV statt fand, denn da haben sie eine eigene Scheidsgerichtsordnung.)

von: Stefan

Das ist nicht richtig. PAV wird vom Landesvorstand beim Landesschiedsgericht beantragt und von diesem verhängt. Das ist Rechtsprechung des Bundesschiedsgerichts. Alles andere ist Legende.

von: Gero

Danke für den Hinweis des virtuellen Hausverbotes. Mir war schlicht nicht klar, dass wir dazu tatsächlich schonmal Dinge beschlossen haben und kam auch selbst nicht auf die Idee, dazu einfach was zu beschließen. (warum auch immer das nicht von selbst in meinen Kopf kam, weiß ich nicht.) In der Tat haben wir (also unsere Vorgänger*innen) das ziemlich kluges dazu beschlossen: https://wiki.piratenpartei.de/BE:Beschlussantrag_Vorstandssitzung/2011-04-13/03 und genau das werde ich jetzt auf allen MLs, die ich überfliege konsequent durchziehen. Damit hoffe ich zumindest in Berlin an einem besseren Klima arbeiten zu können. Danke nochmal :)

von: Bkill

Muss mich nochmal korrigieren. Ein PAV benötigt die Autorisierung des Bundesvorstands. Frage ist ob man das ändern sollte.

von: Pompeius

Dass ihr PAVs erst noch dem Bundesvorstand vorlegt, ist eine Angelegenheit eurer Berliner Satzung. Andere LVs machen das direkt. Ändert natürlich nichts daran, dass das gut begründet sein muss.

Und natürlich könnt ihr Leute als Ordnungsmaßnahme von Mailinglisten ausschließen, wenn ihr euch da entsprechende Regelwerke gebt. Womöglich haben Parteimitglieder ein Widerspruchsrecht vor dem Schiedsgericht. Nicht-Mitglieder könnt ihr jederzeit ausschließen.

von: corax

PAVs können nur vom BuVo beim zuständigem SG beantragt werden.

§6 (Abs 2) Satz 2

http://wiki.piratenpartei.de/Bundessatzung#.C2.A76-_Ordnungsma.C3.9Fnahmen

Das ist kein Bug der Berliner Satzung, das ist die korrekte Umsetzung der Bundessatzung.

Andere Ordnungsmaßnahmen kann die jeweilige Gliederung selber verhängen.

von: Björn

Psychische Gewalt, z.B. Mobbing sehe ich als vollkommen berechtigten Grund zur Verhängung von Hausverboten. Das IST Gefahrenabwehr. Dass die Dokumentation da vernünftig gemacht werden muss, und das auch durchaus nicht immer ganz leicht abzugrenzen ist - richtig. Die Methode halte ich trotzdem für gerechtfertigt :-)

von: Saliko

Wir können konsequent ignorieren. Jeder einzelne von uns. Wir müssen uns nur jeder dazu entschließen. Bei uns (Sachsen-Anhalt) habe ich den Eindruck, klappt das grade ganz gut. Ignorieren macht auch keine Orga-Arbeit. Bei Veranstaltungen Hausverbote.

von: Oni

Ignorieren ist keine Option. Das hieße, dass Mobber unwidersprochen innerhalb der Partei schlechte Stimmung machen dürfen. Die Angegriffenen *werden* davon verletzt. Das dürfen wir nicht ignorieren.

von: Andreas Romeyke

Ganz ehrlich, jeder Vorstand hat die Mittel sich klar zu positionieren.

Ja, es stimmt, daß wir früher das Problem hatten, Ordnungsmaßnahmen (OM) zu verhängen, einfach weil die Kriterien nicht vorhanden waren. Der damailige Landesvorstand Sachsen ist aber konsequent gegen Leute vorgegangen, die zB. in den Geschäftsräumen der Partei andere angespuckt haben, oder beleidigend wurden. Leider waren es dann Äußerungen von Peukert (scheint ja hinzugelernt zu haben) und Co., die der Meinung waren, diese Maßnahmen wären nicht gerechtfertigt gewesen.

Als Vorstand muß man aufpassen, daß man zum einen Schaden für die Partei abwendet, zum anderen, daß man aber nicht berechtigte, aber unbequeme Kritik sanktioniert. Mittlerweile gibt es ja wenigstens die Diskussion über das Thema und entsprechende Urteile der Schiedsgerichte, die eine Anwendung von Ordnungsmaßnahmen zu lassen.

Dennoch ist es niemals eine leichte Entscheidung. OM zu verhängen bedeutet für einen Vorstand immer auch erheblichen Aufwand, da er ja die Entscheidung (zu recht) dokumentieren und nachvollziehbar und von Schiedsgerichten überprüfbar machen muss.

Die von Occcu ins Gespräch gebrachte Variante der Hausverbote halte ich für ungeeignet, da dort in der vergangenen Zeit genau diese Dokumentation, Nachvollziehbarkeit und Überprüfbarkeit die OMs erfordern nicht sichergestellt wurde. Ich erinnere hier an das Hausverbot an Herrn Plagge, welches zur Piratinnenkon ausgesprochen, bis heute aber nicht wirklich begründet wurde (es gab 3 “offizielle” Statements, die sich widersprachen). Hausverbote wären IMHO nur zur Gefahrenabwehr auszusprechen.

Ich hoffe, ich habe ein wenig zu einer differenzierten Betrachtungsweise beigetragen

Mit freundlichen Grüßen

Andreas

von: Petra

Danke für deinen Beitrag und danke @netnrd für die Anregungen! Hausverbote - virtuelle und reale - finde ich sehr erwägenswert. Trauen wir uns, eine Liste zu veröffentlichen und dafür zu sorgen, dass sie überall bekannt ist? Ich bin dabei, couragierte Leute zu finden, die die anderen darin zu bestärken, klare Kante zu zeigen und wirklich jemanden rauszuwerfen! Und was Mailinglisten angeht: Klare Regeln und entschiedene Admins. Warum klappt das nicht? Was braucht es hier noch, um das umzusetzen?

von: Bkill

Zum Kommentar von Daniel: das ist möglich und sogar nötig! An die die hier dann noch Offenheit einfordern: Personen die es soweit gebracht haben das sie von einem LSG feierlich zu Ex-Piraten ernannt werden haben ihre Chance gehabt! Es gelten nicht die gleichen Regeln wie für nicht Piraten die sich einbringen wollen!

PS: die Tatsache das ihr ein PAV vom BuVo machen lassen müsst ist ein Bug in der Berliner Satzung. In NRW wird das LSG auf Anruf des Landesvorstand sofort tätig!

von: AR

Als Außenstehender, der inhaltlich mit den politischen Zielen der Piraten sympathisiert, sind es diese persönlichen Berichte über das Innenleben der Partei, die interne “Diskussionskultur”, Mobbing, Verleumdungen, falsche Anschuldigungen etc., die mich von einem Parteibeitritt abhalten. Ja, ich habe Sympathien für die Piraten aber ich habe keine Sympathien für eine Partei (und deren Vorstände), die diese Vorkommnisse durch Nichtstun und Totschweigen duldet und akzeptiert.

von: zig

Sry aber “es macht keinen Unterschied” lasse ich nicht gelten. Doch, es macht einen Unterschied. Ich muss mich nicht mehr fragen lassen warum solche Menschen immer noch in der Partei sein dürfen. Ich kann ihnen sagen: Geh weg, du bist hier nicht gewünscht. Ich kann Angegriffenen die Gewissheit geben, dass sie unterstützt werden und sie nicht ohne Halt durch ihren Vorstand dastehen. Ich kann rechtlich gegen diese Menschen vorgehen wenn sie ihre Meinung immer noch im Namen der Partei verbreiten. Und ich als Aussenstehender muss mich nicht mehr fragen warum so ein toller LV wie Berlin solche Idioten duldet…

von: Oni

Einerseits: Ja, neurotische Mobber werden auch von außerhalb Engagierte belästigen. Andererseits: Es macht durchaus einen qualitativen Unterschied ob Menschen von innerhalb der Partei gemobbt werden oder ob offiziell festgestellt ist, dass die Mobber nicht in unsere Partei passen. Davon abgesehen gibt es durchaus andere Ordnungsmaßnahmen die ein Vorstand ergreifen kann, wenn die Hoffnung auf ein erfolgreiches PAV aus seiner Sicht nicht groß genug ist. Auch das setzt ein Zeichen, dass man nicht ungestraft Menschen verletzen darf.

von: @netnrd Daniel Schwerd

Vor allen Dingen kann man ein Hausverbot - also ein Verbot, auf Stamtischen aufzutauchen, aber auch ein virtuelles, also auf Mailinglisten und Foren zu trollen - auch ohne Schiedsgericht ausgesprochen werden. Das kann ein Vorstand einfach so tun, eine Gliederung kann sie auch per Beschluss dazu auffordern. Man realisiert damit die politische Komponente einer solchen Entscheidung: Sich klar zu distanzieren, Position zu beziehen. Die juristische überlässt man den (Schieds-)Gerichten.

Es ist traurig, dass die Partei das nicht begreift, das politisches Handeln, politisches Positionieren auch darin besteht, sich von Brandstiftern und diskriminierenden Personen zu distanzieren. Und es unbedingt sein muss.

von: corax

Legende. Aha. Ich hab den Satzungsabschnitt oben verlinkt. Aber meint ihr alle mal alles besser zu wissen. Hat bei Bodo Thiesen ja auch super geklappt ihr Experten.

von: occcu

Was ist mit Hausverboten? Als Veranstalter haben Vorstände immer das Recht, Hausverbote auszusprechen. Die allein würden vielen Betroffenen schon helfen, weil sie eine gewisse Sicherheit darstellen und unheimlich stark gegen ein Klima der Angst helfen können. Ich selbst war jahrelang nicht auf Veranstaltungen, weil keiner meiner Vorstände sich dazu durchringen konnte. Die Folge war, dass ich nur noch online kommunizierte und die Angst nur immer größer wurde, weil ich nicht in Treffen vor Ort überprüfen konnte, ob mein absolut angstbesetztes Bild dieser Partei noch realistisch ist. Wäre es mir möglich gewesen, solche Treffen zu besuchen, hätte ich viel eher gemerkt, dass bei weitem nicht alle Piraten so sind, wie es in meinem Kopf durch meine Filterbubble wirkte.

von: Gero

Hausverbote sprechen wir durchaus auch aus. Das Problem besteht allerdings nur ganz bedingt auf real-life-Parteiveranstaltungen und viel mehr auf Twitter, Mailinglisten, Blogkommentaren. Und natürlich auf nem Crewtreffen hier und auf nem Biertrinken da, bei dem über die eine oder andere Person hergezogen wird und Verleumdungen und Falschbehauptungen aufgestellt werden. Die direkte Aussprache findet nur ganz selten statt, sondern es ist häufig ein “über dritte”, was die Stimmung so vergiftet. Und ich glaube, es gibt einige Menschen, die ganz besonders gut darin sind, die Stimmung zu vergiften und um die wir uns kümmern müssen, nur das wie ist nicht so ganz leicht zu beantworten.


Scheitern lernen

- in: ideas society

Den spannendsten Gedanken der re:publica gab mir Regine Heidorn mit. Den Gedanken des Scheiterns. Seit nun zwei Tagen geht mir der Gedanke nicht mehr aus dem Kopf, dass wir das Scheitern lernen müssen. Egal, ob “wir” gerade die Piraten sind, oder die Netzgemeinde. Ich glaube, scheitern sollten alle lernen. Dazu soll es im November auch ein Barcamp geben.

Das Eingeständnis, etwas nicht hinzubekommen ist nicht der Untergang der Welt. Wenn wir die Netzneutralität durch die Telekom gerade kaputt machen lassen, ist das ziemlich doof, aber wir werden davon nicht sterben. Wenn die Piratenpartei den Einzug in den Bundestag vergeigen wird, ist auch das allenfalls ein Beinbruch, nicht aber das Ende der Idee, für die sie sich mal gegründet hat und für die noch immer viele viele Piraten täglich streiten (im guten wie im schlechten Sinne).

Es ist allerdings auch wichtig, den Moment zu sehen, wenn weitere Aktivitäten nichts bringen. Manchmal ist es auch besser zu erkennen, dass das Leben auch noch aus anderen Dingen besteht und all dem Pathos (wie auch Sascha Lobo ihn fordert) zum Trotz keine weiteren Kampagnen mehr fährt, sondern zur Ruhe kommt, in sich geht und guckt, worum es eigentlich geht. Ob sich inzwischen nicht auch neue Wege aufgetan haben, wie die einstigen Ziele erreicht werden können. Vielleicht stellt sich sogar heraus, dass die einstigen Ziele überholt sind und die Aktivitäten nur noch aus Routine weiter betrieben werden.

Die Lage hat sich die letzten Jahre über verändert - sind die Methoden, die wir nutzen, noch die Richtigen? Und wie schaut es eigentlich mit den Zielen aus? Die Piratenpartei hat großartige Programme entwickelt, die ich sehr ungern in Schubladen verschwinden lassen würde, aber sind die Strukturen der Partei funktional in Ordnung, sodass die Partei auch tatsächlich Politik betreiben kann, oder braucht es vielleicht noch viel Hirnschmalz für bessere Strukturen, die uns besser arbeiten lassen? (Wie Möglicherweise die Ständige Mitgliederversammlung ein gutes Strukturupdate sein könnte?) Mir ist dabei wichtig, dass wir nicht einzelne Aspekte (wie hier möglicherweise die SMV) zum Allheilsbringer vergöttern, denn Sicher, wird eine Anpassung nicht alle Probleme der Welt lösen. Vielleicht sind einzelne “Updates” sogar ein Rückschritt, aber wir werden es nicht herausfinden, wenn wir es nicht probieren. Vielleicht kommen in 2 Jahren die Bedenkenträger, wie sie heute schnell diffamiert werden, und werden all ihre Bedenken bestätigt sehen und dann ist es an uns allen, das Scheitern einzugestehen. Vielleicht geht es danach in eine andere Richtung weiter, vielleicht wird der Schaden für die Partei sogar irreparabel, aber ich glaube, wir sollten uns darauf einlassen.

Einst bezeichnete ich die Piratenpartei als Atombombenexperiementierfeld und behauptete, der Point of no return sei überschritten. Heute bin ich mir sicher, dass das falsch war. Es gibt immer ein Zurück. Und die Partei testet auch (noch) keine Atombomben, sondern allenfalls eine Atombombensimulation. Wenn die kaputt geht, müssen wir wohl ein neues Wiki aufsetzen und eine neue Partei machen. Oder vielleicht auch ohne Wiki. Oder vielleicht auch ohne Partei aber trotzdem die gleichen Zielen. Vielleicht haben wir bis dahin auch ganz andere Ziele und erkannt, dass die bisherigen falsch waren. Wichtig ist, dass wir darüber nachdenken, was wir eigentlich tun und uns selbst nicht aus Betriebsblindheit kaputt machen. Wir sind ein Experiement, wir dürfen scheitern. Aber lasst uns das Experiment dokumentieren, damit es ggf. beim nächsten Mal besser gelingt. So lange es nichts besseres gibt, bleibe ich bei meiner Spielpartei.

Kommentare

von: karin

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Ja, man muss manchmal den Moment erkennen in dem man aufhört zu kämpfen… Aber man muss bereit sein immer wieder aufzustehen und es weiter zu versuchen! Die Netzgemeinde lebt, wir sind viele und wir werden nur scheitern, wenn wir nicht endlich aufhören uns im Selbstmitleid zu baden… Ich zitiere mal die neue politische Geschäftsführerin der Piraten: Wir müssen uns den Arsch aufreißen und die anderen Parteien (ergo: ALLE PARTEIEN) vor uns her treiben!

von: Regine Heidorn

Im Bereich der Politik ist der Umgang mit dem Scheitern besonders tabuisiert. Schließlich hängt einerseits für sehr viele Menschen sehr viel von politischen Entscheidungen oder dem Aussitzen von Entscheidungen (Aussitzen - das Scheitern der Politik) bzw dem Nicht-Entscheiden ab. “Our job is to get government used to the idea of failing.” http://www.pbs.org/idealab/2013/03/reducing-the-fear-of-innovation-and-failure-at-city-halls072.html In manchen Unternehmen gibt es bereits abgegrenzte Räume (zeitlich, örtlich), in denen experimentiert werden kann, Scheitern darf sogar provoziert werden.


Anti-Überwachungsdemo: am 27.4. in Berlin

- in: politics

[Update] Die Demo für den 27.4. ist abgesagt. Am Montag auf dem Bündnistreffen im Haus der Demokratie waren wir konsensual der Meinung, dass für die kurzen Zeit (bis Samstag) sich zu wenig Leute in die Demoorga hängen und haben sie deshalb abgesagt. Die Arbeitsbelastung für die wenigen ist über die kurze Zeit zu hoch und es ist nicht absehbar, dass die Demo am Samstag größer/bedeutender werden würde, als die am 14.4.

Das Bündnis möchte aber explizit weiter aktiv bleiben und sich auf dem 1.6. konzentrieren, an dem Anonymous den “International Day for Privacy” ausruft und eine Kundgebung vor dem Brandenburger Tor geplant ist. Weitere Koordination geht über die Berliner AKV-Liste (abonniert die bitte, wenn ihr mithelfen wollt) und über ein Teampad (auch da dürft ihr euch gerne einen Account klicken und ich werde den dann schnellstmöglich bestätigen). Ansprechpartner für Organisatorisches ist Holger (h.werner [at] clof . eu), Pressearbeit übernehme (vorerst) ich. [/Update]

Am Sonntag war die BDA-Demo mit etwa 250 Teilnehmer*innen zwar recht klein, aber die Stimmung war super :) Und aus der guten Stimmung heraus entschlossen wir uns, den nächsten BDA-Demo-Termin am Samstag, 27.4. auch wahr nehmen zu wollen.

Um vor allem um coole Aktionen zur Demo zu planen und etwas vorbereiteter in die nächste Demo zu gehen, wollen wir uns nächsten Montag, 22.4. von 17.00 Uhr bis 20.00 Uhr wieder im Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalder Str. 4, Raum 1209 (2. Hinterhof, 2. OG und dort klingeln). Der Termin kam gerade bei einem Telefonat mit Holger von clof zusammen, die uns unterstützen und die den Raum stellen um parteiübergrifend Politik machen zu können.

Auf der Demo fehlten leider coole Banner … wo liegen denn die vielen über die Jahre selbstgemalten FSA-Banner? Wenn wir sie nicht wieder finden, lasst uns am kommenden Wochenende doch einfach ein paar neue malen! Das Wetter ist super, und Banner lassen sich ganz super im Park malen :)

Weiter brauchen wir ne coole Demo-Route (die von Sonntag fand ich ziemlich gut, aber ich mag ungern die selbe wieder nehmen :) ) und einen Demoanmelder. Aus Überparteilichkeitsgründen fände ich es ziemlich spitze, wenn Anmelder jemand ohne Parteibuch, oder zumindest jemensch außerhalb der Piraten tun könnte. Wenn sich niemand findet, kann ich das auch machen, aber ich hätte gerne ein Setting, in dem sich auch DigiGes, CCC, Grüne und Linke wohl fühlen :)

Lasst uns einen kreativen Protest haben und verteilit die Infos bitte weiter, mit dem Hinweis, dass die Berliner AK-Vorrat-ML die Koordinations-ML ist. Hier kann mensch sich darauf subscriben.


Spielpartei

- in: politics society

Oder: warum ich nicht austrete.

Die Piratenpartei ist eine Spielpartei. Wir haben wenig, wir können nur wenig verlieren.

Ich mache den Scheiß nicht, weil ich mir die Bestandsdatenauskunft auf den Sack geht. Ich mache den Scheiß sogar trotz den ekelhaften Maskulinisten in dieser Partei. Ich mache den Scheiß, weil es eine Spielpartei ist.

Ich glaube, diese Partei ist ein unglaublich krasses Experiment und ich möchte gerne herausfinden, was wir noch alles in dem Experiment lernen können. Vielleicht scheitert es. Vielleicht geht es aber auch gut.

Die Gesellschaft erlebt eine so umfassenden Neuausrichtung, dass ich es für unbedingt erforderlich halte, dass wir eine neue Politik wagen müssen. Technischer Fortschritt rationalisiert lange Zeit fest geglaubte Arbeitsplätze weg. Die Idee der “Vollbeschäftigung” ist Geschichte. Der kulturelle Unterschied zwischen Berlin und Schollene, dass Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, keine 100km von Berlin, ist größer, als der zwischen Unterschied zwischen Berlin und Tokyo. Die Idee der Nationalstaaten wird zerfallen. Ich sehe einen Politikverdruss, wie es ihn in der Neuzeit noch nicht gegeben hat - und auch der hält sich nicht an Grenzen. Ich bin überzeugt davon, dass wir die aktuellen und vor allem die kommenden Probleme nur mit neue Formen der Mitbestimmung wie Liquid Democracy gelöst werden können.

Vor allem aber sehe ich keine bessere Gesellschaftsschmiede, als die Piratenpartei. Es mag sein, dass sie absolut schlecht ist und noch dabei schlechtes tut. Aber wenn nicht in dieser Partei, wo testen wir dann neue Gesellschaftsformen? Wo können wir an der gesamten Gesellschaft besser ausprobieren, wie die Gesellschaft in Zukunft aussehen wird? So lange es nichts besseres gibt, als die Piratenpartei, in der wirklich Gesellschaft mit all ihren Problemen gelebt wird - so lange werde ich diese Plattform nutzen um Gesellschaft zu entwickeln und zu testen. Wo auch immer ihr das tut, bitte hört nicht auf, an eine bessere Gesellschaft zu glauben und für eine bessere Gesellschaft einzustehen. Ich glaube, das Gesellschaftsupdate ist dringend.

An dieser Stelle ganz herzlichen Dank für die sehr viele Arbeit an Herrn Urbach und Ennomane.

Kommentare

von: Gero

Es waren Anlässe, die sie austreten lassen haben, keine Gründe. Ich weiß von beiden, dass sie seit einigen Monaten darüber nachdachten, die Partei zu verlassen. Das jetzt waren nur Anlässe. Die Gründe gibt es seit Monaten (und davon sehe auch ich genug).

von: johannes

die weisheit “wo wenig zu verlieren ist, ist auch wenig zu gewinnen.” finde ich gut. ich persoenlich halte es fuer viel was sich gewinnen laesst: eine organisation darstellen die wirklich als ein ort der politischen willensbildung funktioniert. ich glaube, dass es viel zu verlieren gibt: das erreichte verspielen. die piraten sind bekannt als gut aufgestellte alternative zu den bekannten atzen. manche sagen vlt zu leichtfertig: wat solls, es bedarf meiner nich, ich such mir was anderes, statt: “I´ll stand my ground.” naja, so halt.

von: Gero

Stimmt, die OpenMind ist super. Die letzten zwei Jahre war ich auch da und dieses Jahr werde ich auch wieder hinfahren. Aber die findet leider nur 1x im Jahr statt - und das restliche Jahr will ich auch irgendwo Utopien entwickeln :)

von: Thobias

Vor allem aber sehe ich keine bessere Gesellschaftsschmiede, als die Piratenpartei. > fahre zur openmind

von: Gero

Diskussionskultur ist ein sehr großer Teil der Gesellschaftsschmiedekunst. Kultur als solches macht eine Gesellschaft aus. Hätten wir eine gute Kultur, bräuchten wir diese Partei nicht. Wir brauchen sie aber, gerade weil wir ganz viele neue Probleme noch nicht gelöst haben und dies zeigt sich unter anderem am Umgang miteinander, der in der Tat sehr schlecht ist.

von: Michael K.

Um eine gute “Gesellschaftsschmiede” zu sein, bräuchte es eine Diskussionkultur, die tatsächlich das Ziel hat Verbesserungen zu erreichen. Das funktioniert aber gerade nicht.

von: Ansgar Michels

Wenn ich mir die Austrittsbegründungen ansehe (Urbach: Das geht euch nichts an, Ennomane: Die haben im Forum ein Plugin aktiviert, das mir nicht passt, ich muss es zwar nicht aktivieren, aber das reicht mir nicht), bin ich vom Durchhaltevermögen beider etwas enttäuscht.

von: Gero

Ich glaube, dass wir tatsächlich viel gewinnen können, aber verlieren? In meiner Wahrnehmung hat die Partei eher wenig erreicht - und ich bin um das erreichte auch eher nicht traurig, wenn das nichts wieder verschwindet. “gut aufgestellte Alternative” sehe ich nicht. Nirgends.


Netzneutralitätskampagne

- in: politics tech

Ich mache Politik, weil ich eine Lebenswelt verbessern möchte. Meine Lebenswelt besteht zu einem großen Teil aus dem Netz, darum mache ich Netzpolitik. Zudem ist das Internet die krasseste Entwicklung, die ich mir vorstellen kann und es völlig absurd finde, sich gesellschaftlich nicht darum zu kümmern.

Die letzten Monate, vlt sogar Jahre kamen wir, die wir an der Netz-Lebenswelt arbeiten, immer wieder ins Hintertreffen. Wir, die wir das alle ehrenamtlich nebenbei und ohne Geld machen und von Webseiten und Klick-Aufträge daneben leben, wir haben nicht die Möglichkeiten, uns auf die Schlachten derer einzulassen, die unsere Lebenswelt verkaufen, vermarkten oder zerschlagen wollen. Aber genau das haben wir die letzten Monate und Jahre immer wieder versucht. Wir haben versucht die konservative Maschinerie von alten Verlagen, konservativen Parteien und den alteingesessenen Machtstrukturen auf ihren Gebieten zu schlagen. Ich bin sehr glücklich, dass es so Organisationen wie die DigiGes gibt, die massiv an einer besseren Welt arbeiten. Danke dafür! Das gute: die DigiGes nimmt immer wieder die hochgradig kaputten Initiativen konservativer Machenschaften auseinander und sagt, wie diese in gut aussehen würde. Das schlechte: die DigiGes nimmt immer wieder die hochgradig kaputten Initiativen konservativer Machenschaften auseinander und sagt, wie diese in gut aussehen würde.

Die DigiGes hat sich auf das politische Klein-Klein eingelassen, wie es nur von der Piratenpartei übertroffen wird. Die meint, auf jede Äußerung eines beliebigen Gegners eine nahezu nichtssagende PM zu schreiben. Dieses politsche Klein-Klein ist wichtig und gut. Die PMs sind wichtig - aber sie verändern unsere Welt nicht. Sie sind kein Auslöser, sie machen die Welt nicht besser, sondern sind Standardantworten, die in den Machtkalkulationen mächtiger Menschen in diesem Land eingeplant sind.

Was wir aber neben all dem Klein-Klein vergessen haben, ist das, warum wir den Scheiß eigentlich machen. Die bessere Welt. Lasst uns endlich klar machen, was wir eigentlich wollen - und zwar ganz abseits von dem ganzen tagtäglichen Klein-Klein. Lasst uns wieder auf die Straße gehen und fordern, wie die Welt aussehen soll! Lasst uns unsere Leben leben, ohne uns vom nächsten kaputten Gesetzentwurf aus der Fassung bringen zu lassen!

Ich glaube, dass die wirklich große Debatte sich an der Netzneutralität entzünden wird - wenn wir sie gut angehen. Datenschutz, Netzsperren (wie auch das LSR) sind prinzipiell Verteidigungskämpfe. Wir sagen in den Debatten seit Jahren , was wir nicht wollen. Wir müssen aber wieder auf die Straße gehen und sagen *was* wir wollen!

Lasst die Sandförmchen weg und bewerft euch nicht mehr gegenseitig, sondern bewerft wieder die, die unsere Welt wirklich kaputt machen wollen! Ich will wieder eine Bewegung wie es die “Freiheit statt Angst”-Bewegung war. Ich will eine Initiative, die sich nicht an Vereins- und Parteistrukturen hält. Ich will eine Bewegung, wo es egal ist, ob einzelne Akteure sich bei der SPD bei Google oder der der DigiGes engangieren. Ich will, dass das Netz frei ist und ich will, dass es unabhängig ist.

Das Netz ist eine so unglaublich krasse Veränderung alles bisher dagewesenen, dass die Folgen sich nicht abschätzen lassen. Und ich bin überzeugt davon, dass wir für eine freie Gesellschaft freie Kommunikation brauchen und fordere deshalb die Netzneutralität!

Ich habe die letzten beiden FSA-Demos mitorganisiert, ich weiß wie das geht und ich will das wir das wieder tun und werde deshalb Unterstützer für eine Netzneutralitätskampagne suchen! Bitte helft mir bei dieser Kampagne!


280% Stress - mein Leben als Politiker

- in: politics personal

[Update]

Danke!

Nun vergingen einige Tage, in denen allerhand passierte und ich mir viele Gedanken gemacht habe - und schiebe Sie mal als Update hinterher. Danke für die viele Unterstützung, ganz gleich, was ihr mir empfehlt. Ich hab hier ne Menge Kommentare bekommen, viele Mails, Tweets, Anrufe und habe mich auch mit Leute persönlich unterhalten und das Problem gefühlt ganz gut aufgearbeitet.

Am Mittwoch haben wir ein Liquid-Treffen. Meine eigene Vorgabe für dieses Treffen ist es, das gesamte Tagesgeschäft bis mindestens Mitte März weg zu delegieren. Alles, für das sie niemand findet, wird bis Mitte März liegen bleiben. Ich werde (zumindest zeitweise) bei der LMVB und AVB13 sein und habe vor auch weiter zu den Vorstandssitzungen zu gehen. Alles andere, was darüber hinaus nicht super dringend ist, wird bis mitte März warten müssen. Sollte ich mich da nicht dran halten, haut mir bitte auf die Finger! (Damit das mit den Prüfungen was wird ;) )

Vorerst werde ich also nicht zurücktreten, sondern mir die Zeit nehmen, die ich brauche. Wenn das gar nichts wird, dann bleibt die Option als letzte mögliche natürlich auch weiterhin bestehen.

[/Update]

Ich überlege als Beisitzer des Berliner Piraten-Landesvorstandes zurückzutreten und will hier meine Gedanken öffentlich machen und hoffe, ihr könnt mir in der Entscheidung helfen durch eure Ansichten und Ratschläge.

Ich habe mit der Vorstellung kandidiert, etwa 20 Stunden/Woche für den Landesverband zu arbeiten. Das war eine sehr romantische Vorstellung, die gut mit dem Vollzeitstudium zusammen gehen sollte. Mit der Wahl kam die Einarbeitungsphase. Das waren so 30-40 Stunden/Woche und damtit 10-20 zu viel. Nun gut, das ist die Einarbeitungsphase. Ich musste viel lernen, viele Prozesse und Menschen erst kennenlernen. Irgendwann würde es besser werden. Inzwischen behaupte ich, ich bin ganz gut eingearbeitet und stelle fest: ich arbeite immer noch 30-40 Stunden/Woche. Es ist ein unbezahlter Vollzeitjob. Die Zeit, die ich nutze, ist sinnvoller, ich bin produktiver und weiß besser, wie ich mit neuen Dingen umgehe, aber der Arbeitsaufwand hat sich für mich nicht verringert. Vielleicht stürze ich mich in zu viele Projekte (wie gerade in den OpenLV) und versuche auch da möglichst viel zu bewegen. Es war gefühlt *das Projekt*, dass der neue Vorstand sich vornahm und dann ist lange nicht passiert. Also müssen wir es doch nun endlich annehmen. Und dann dümpelt da noch immer der X018 rum, an den ich mich dringend mal eben 3 Tage zusammenhängend setzen muss, analysieren, auswerten, zusammenfassen und kommunizieren. Und dann ggf. Anträge für die nächste LMV schreiben, die besser werden als der X018. Und dann die sMV auf Landes- und Bundesebene, auf der ich mitarbeiten möchte … Und daneben müssen wir dringend eine Teilnehmerprüfung um Landesliquid haben und den akreditierungsprozess automatisieren und mehr Leute haben, die sich um den Support kümmern. Und vlt. sollte ich als Liquid-LaVo auch mehr mit der saftigen Kumquat zusammen arbeiten, um genauer zu wissen, wie das Liquid so aussehen kann, wenn die API nur fertig ist. Apropos API, wäre es nicht eigentlich an der Zeit, eine Spendenkampagne zu starten, damit wir die als Auftragsentwicklung fertig entlickeln lassen? Und daneben natürlich das ganze Klein-klein mit hier ein Umlauf, da jemand, der was zum Liquid wissen will, da ein Beauftragter, der auf den aktuellen Stand gebracht werden will … (diese Liste lässt sich beliebig erweitern … wie dieses hässliche Blog, das dringend mal geupdatet werden sollte und mal einen echten Kalendern zeigen sollte) Das alles ist ein Hamsterrad. Die Idee, damit mal fertig zu werden, ist absurd. Es gibt immer etwas, für das ich mich irgendwie zuständig fühle - oder zumindest das Gefühl habe, dass ich als Vorstand daran arbeiten sollte.

Daneben studiere ich Vollzeit an der FernUni-Hagen Kulturwissenschaften. Das ist sehr flexibel und passt ganz gut, aber in 5 Wochen schreibe ich Prüfungen und muss mir deutlich mehr Zeit für die Prüfungsvorbereitung nehmen, wenn ich die 3 Prüfungen bestehen will.

All dies, ließe sich aber vielleicht noch irgendwie koordinieren lassen - aber all das ist unbezahlt und meine Miete zahlt sich nicht von alleine. Seit Anfang des Jahres bin ich selbstständig und arbeite 2-3 Tage die Woche für den Elektrischen Reporter um meine Miete und mein Brot bezahlen zu können. Als i-Tüpfelchen kommt da jetzt noch ein Umzug dazu. Wir haben unsere WG zum 28.2. gekündigt und müssen hier die nächsten 4 Wochen raus und noch haben wir keine Zusage, für eine neue Wohnung. Eine Wohnung sieht ganz gut aus, aber sicher ist das nicht. Wenn das nichts wird, muss ich in den nächsten 4 Wochen noch was anderes finden - und eine Woche später Prüfungen schreiben.

Das überfordert mich. Ich bin 24/7 unter Strom. Fällt der Strom aus, sacke ich zusammen und bewege ich mich 2 Tage lange nicht - geschweige denn, dass ich die Zeit sinnvoll für das Studium nutzen würde. Die Energie ist einfach nicht mehr da. Das ist mein Problem und deshalb überlege ich, mich vom zeitlich größten Posten, dem Landesvorstand, zurück zu ziehen, um zumindest das restliche Leben auf die Reihe zu bekommen. Zumal: selbst bei dem derzeitigen Zeitaufwand für den LaVo werde ich meinen eigenen Ansprüchen an den Landesvorstand nicht gerecht. Vielleicht ist es einfach zu viel, was ich von mir selbst als Landesvorstand erwarte, aber ich reiße dauernd meine eigenen Deadlines und verpeile wichtige Vorhaben (wie das Treffen mit dem Landesdatenschutzbeauftragten, den ich vor 4 Wochen per Mail nach einem Treffen fragte, aber auf seine Antwort es noch immer nicht zu Bürozeiten schaffte anzurufen ) Seit Wochen versuche ich mich irgendwo zurück zu ziehen und weniger zu tun, damit der Rest besser funktioniert, aber ich schaffe es nicht. “Ein bisschen zurückziehen” geht nicht, ohne meine eigenen Anforderungen an den Landesvorstand noch mehr zu widerstreben. Und wie sähe ein “bisschen zurückziehen” aus? Ich antworte nicht mehr auf Anfragen? Ich kümmere mich nicht mehr ums Liquid? Ich versuche nicht mal mehr die Umläufe zu verfolgen? Ich gehe nicht mehr zu Sitzungen?

Ich glaube, es lässt sich nur ganz oder gar nicht machen. “Ein bisschen Politiker” geht nicht. Wenn ich es nicht kann, ist die logische Konsequenz zurück zu treten. Dabei fühle ich mich allerdings auch schlecht. Ich wurde gewählt, also sollte ich das auch durchziehen. Hätte ich die Wahl nicht angenommen, säße jetzt Therese mit im Vorstand, nachrücken kann sie leider nicht. Also überließe ich auch den anderen 6 Leuten noch mehr Arbeit. Macht es das besser? Wenn der Umzug und meine Prüfungen durch sind, sollte ich auch wieder mehr Zeit haben, sodass ich mich dem LaVo wieder mehr widmen könnte. Vielleicht aber auch nicht.

Und nun? Was tue ich in dieser Situation? Habt ihr Empfehlungen für mich?

Kommentare

von: Gero

Hallo ihdl,

dieses “wie stellst du dir dein Leben denn in 10 Jahren vor” ist ein wirklich guter Punkt. Danke dafür! Ich habe nachdem ich von Fabio im Kinski gefragt wurde, ob ich für den LaVo kandidiere (was mir bis zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht in den Sinn kam, dass ich sowas ja tun könnte), mit ein paar Leuten (u.a. mit Tom aus dem alten Vorstand) gesprochen, was das eigentlich bedeutet. Dann war ich fast 4 Wochen in Frankreich, offline auf einem Workcamp, und habe sehr viel über genau deine Frage nachgedacht. “Was will ich? Will ich das mit der Politik? Will ich das nur am Rande (in Form einer NGO) begleiten? Will ich möglicherweise mal ein Mandat haben und noch viel mehr Tagespolitik gestalten? …” Der Grund, warum ich dann kandidiert habe, war die relativ kurze Amtszeit. Laut Satzung ist der LaVo nach maximal 400 Tagen neu zu wählen. Dieses gute Jahr wollte ich mir nehmen, um zu gucken, was passiert - und ob ich im nachhinein die Fragen, was ich denn eigentlich mit meinem Leben tun will, besser beantworten kann. Die gesamte Zeit, die ich derzeit in der Piratenpartei verbringe, sehe ich gewissermaßen als Experiment, ob ich das kann und will, oder nicht. Und bisher habe ich noch keine endgültige Antwort darauf, aber lerne tagtäglich immer neue Aspekte kennen und möchte diese Erfahrungen auch nicht missen.

Sehr viel denke ich allerdings darüber nach, nicht wieder für den LaVo zu kandidieren und nach dem Bundestagswahlkampf (der vermutlich noch sehr anstrengend werden wird) nochmal eine längere Auszeit zu nehmen und mir klarer zu werden, was ich eigentlich will. Derzeit geistert mir die Idee durch den Kopf für ein paar Monate durch den arabischen Raum zu trampen und nochmal eine ganz andere Welt zu sehen. Vielleicht von Berlin aus einfach (mit viel Zeit zwischendrin) nach Indien trampen. Mit dem Fernstudium ist das prinzipiell auch möglich in der Zeit weiter zu studieren. Außerdem denke ich immer wieder über einen Master am Berliner Bernsteincenter nach, und damit wieder in die Neurologie einzusteigen: http://www.bccn-berlin.de/Graduate+Programs/Master+Program/ In Freiburg habe ich neben der Philosophie ja Kognitionswissenschaft studiert (und abgebrochen) und daneben einige Neurologievorlesungen der Biologen oder Mediziner besucht und fand die nicht unspannend. Ob ich mit einem B.A. als Kulturwissenschaftler auf einen doch sehr mathematischen Master mit 10(!) Plätzen pro Semester eine Chance habe, ist da allenfalls der Realitätsabgleich. Ob ich darin glücklich werde, weiß ich nicht. Und wie sich das (ggf.) mit der Politik verbindet, weiß ich auch nicht. Das sind alles nur Ideen, die immer mal wieder durch meinen Kopf gehen und für die ich mir nach der Bundestagswahl und nach der Amtszeit mehr Gedanken machen will.

von: tante

Es klingt eindeutig danach, dass Du den LV Job aufgeben solltest und Dich lieber auf einzelne Teil Projekte in der Arbeit für den LV konzentrierst.

von: Boomel

Tu das was du schaffst für Piraten und der Rest fällt eben hinten runter. Wer sich darüber aufregt bekommt “Du hast den Job!” an den Kopf geworfen oder du schickst ihn zu mir und ich erklär dem/derjenigen das dann :)

Viel Erfolg bei den Prüfungen und beim Umzug!

von: ein_pirat

meiner meinung nach müssen die bundesvorstände und landesvorstände endlich aufwandsentschädigungen bekommen für ihre arbeit.

es ist inzwischen viel geld in den kassen, aber es wird immer noch zu wenig für 3 wesentliche dinge ausgegeben 1) räumlichkeiten, in denen sich piraten treffen und zusammenarbeiten können 2) fahrtkostenerstattungen, die allen piraten die mitarbeit ermöglichen 3) aufwandsentschädigungen für amtsträger

wenn sich hier nichts tut, wird die piratenpartei viele engagierte mitglieder verlieren. sie werden sich zurückziehen und sich auf privates konzentrieren, um klarzukommen. übrig bleiben die, die es sich leisten können und die, die eh nix zu verlieren haben (wie z.B. job oder familie).

an deiner stelle würde ich tatsächlich zurücktreten, wenn du nicht das angebot von basispiraten aus deinem verband bekommst, deine arbeit in form von beauftragungen zu übernehmen.

du musst immer zuerst an dich denken, bevor du an die partei und die rettung der menschheit denkst! sonst wirst du weder die partei noch die menschheit verbessern können.

von: Stefan

Du musst in erster Linie dich schützen, also gib den Vorstandsposten auf. Es ist schwer bis unmöglich, da das Tempo zu drosseln, das ist ganz oder gar nicht.

Und niemand hindert andere Piraten daran, deine Arbeiten zu übernehmen. Man muss nicht im Vorstand sein, um zu arbeiten.

von: Michael Eisner

Ich biete mal meine Mitarbeit bezüglich des X018 an, um möglichst bald Klarheit hinsichtlich des LQFB zu haben. Sinnvoll wäre wohl ein Treffen zusammen mit dem Initiator und anderen Interessierten, um entweder den Antrag in den Teilen zu retten die umsetzbar sind oder einen neuen umsetzbaren Antrag zu verfassen. Du kannst mich über @AMEis_e erreichen oder die ML der Piraten Lichtenberg.

Ansonsten kann ich nur delegieren empfehlen oder wenn das nicht funktioniert und die Gesundheit geschädigt wird eben die richtige Konsequenz.

von: rka

Das was du beschreibst kann ich sehr gut nachvollziehen. Auch muss sich an der derzeitigen Situation auf jeden Fall etwas ändern. Ich komme aber zu einer anderen Schlussfolgerung als die meisten hier, und denke nicht, dass die Aufgabe des LV Vorstandspostens die richtige Konsequenz ist. Du hattest zu deiner Kandidatur ja angekündigt, nur 20 Std. für diese Aufgabe aufwenden zu können. Mehr haben deine Wähler nicht erwartet, sonst hätten sie dich nicht gewählt. Daran solltest du dich also orientieren. Aber wie? Priorisieren, delegieren (ich weiß, einfach gesagt, und du hast ganz andere Voraussetzungen als ich derzeit - trotzdem, versuchen!). Nicht alles was erledigt werden muss, musst du selbst machen. Ev. hilft auch nochmal der Vortrag von Bernd über Stabsarbeit weiter, den ich selbst leider auch immer noch nicht gesehen habe. https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&cad=rja&ved=0CDIQtwIwAA&url=http%3A%2F%2Fwww.youtube.com%2Fwatch%3Fv%3DCLJTvzjENAA&ei=LhkJUcfYEc7Bswa344GgDA&usg=AFQjCNFwzvWwrog2oaeQZPaefqtY4fsQqQ&bvm=bv.41642243,d.Yms

Was ich als hilfreich empfunden habe, sind regelmäßige (wöchentlich bis monatlich) Treffen mit deinen Unterstützern, die dir konkrete Arbeit abnehmen möchten.

Ich möchte dir aber hier eigentlich auch gar keine superschlauen Tipps geben, die du vielleicht schon ausprobiert, und ‘aus Gründen’ verworfen hast. Ich ruf dich einfach nochmal an (auch aufgrund meiner Kommentare ;)) http://zweifeln.org/ich-und-das-atombombenexperimentierfeld-piratenpartei/#comment-256 http://zweifeln.org/ich-kandidiere/#comment-277

Mein leichtfertig dahingeschriebener Wunschzettel:

  1. behalte dein Amt als Vorstandsmitglied bei
  2. wende weniger Zeit für die Piraten auf
  3. fordere Unterstützung ein (gerade, wenn Dinge erledigt werden sollen)
  4. mache nachvollziehbar, was liegenbleibt

von: @celfridge

Erstmal ein großes Danke, dass du mit deinen Problemen in die Öffentlichkeit gehst. Als einer der dich grad mit Kleinigkeiten zusätzlich stresst und der sich selber immer viel zuviel vornimmt, will ich auch mal meinen Senf dazu geben.

Auch wenn das jetzt vermutlich alles sehr altklug klingt und ich sowas eigentlich ziemlich ekelig finde, will ich doch ein paar Hinweise geben, an die ich versuche mich zu halten um als Bezirksverordneter klar zu kommen:

  1. Lerne ‘NEIN’ zu sagen! Ich weiß es ist verlockend sich bei neuen Projekte reinzuhängen, weil sie interessant sind, weil sie Spaß bringen und weil sie tlw. Abwechselung bringen. Aber du solltest dabei immer auf dich und deinen Körper achten. Wenn du weißt, dass etwas eigentlich zu viel wird, sag nein. Und sage auch anderen, dass sie darauf achten sollen und dich im Fall der Fälle darauf aufmerksam machen.

  2. Als LaVo trägst du Verantwortung für das Ergebnis, nicht für die Umsetzung. Daher solltest du so viel wie möglich delegieren. Sei es nun die Arbeit um den X018 oder die Bezirksliquids. Wir haben viele schlaue, fähige und engagierte Menschen im LV die dir das sicherlich abnehmen würden. Nutze das doch.

  3. “Ein LaVo muss tun, was ein LaVo tun muss”… oder so ähnlich… mach als LaVo nichts, was nicht unbedingt sein muss und was nicht in deinem Aufgabenbereich liegt. In meinen Augen schreiben LaVos keine Anträge. In meinen Augen entwicklen LaVos nicht an OpenLV mit oder übernehmen die Projektkoordination. In Meinen Augen kümmern sich LaVos nicht um die Umsetzung einer SMV. Wenn dir diese Sachen wichtiger sind, ist ein Posten im LaVo vielleicht doch nicht die beste Wahl.

  4. Mut zur Lücke… wenn sich für eine Aufgabe mal niemand findet… wird sie halt nicht gemacht. Wenn es irgendetwas wichtiges ist, wird sich schon Jemand (TM) finden, der das übernimmt. Wenn nicht, wars wohl nicht so wichtig.

  5. Setze Prioritäten! Zuerst du, dann deine Freunde, dann je nach Situation Broterwerb oder Partei. Wenn dann Parteiaufgaben hinten runter fallen, dann ist das halt so.

Und zum Schluss noch eine Sache: Bitte tritt nicht zurück. Du machst einen großartigen Job im LaVo und ich bin mir sicher, er wird nicht weniger großartig, wenn du die Zeit die dafür draufgeht auf ein für dich verträgliches Maß reduzierst.

von: Silja goetzmann

Gero, Du hast meinen gößten Respekt und Achtung für Deine Arbeit und mein vollstes Verständniss für Deine missliche Lage. Wie Dir geht es wohl vielen angagierten Piraten. Wir dürfen Euch nicht verheizen!!!Wir brauchen Euch! Ich wünsche Dir, daß Du einen Weg findest Dich zu schützen. Silja

von: Fabio Reinhardt

Hi Gero,

im Grunde das was der RKA sagt. Mache dir klar, dass derjenige, der die strengsten und höchsten Erwartungen an dich und deine Arbeit hat, du selbst bist und schraube sie herunter.

Alles Liebe, Fabio

von: ihdl

vielleicht ist das abgrenzen, nein sagen, deligieren, runterschrauben, was viele hier vorschlagen, das beste was du machen kannst, die verschiedenen interessen in deinem leben unter einen hut zu kriegen. das bedeutet aber kontinuierliche arbeit, die du (zusätzlich) auch noch einplanen musst und die, gerade in noch relativ unstrukturierten kontexten wie deinem, nicht aufhören. wie oft macht man sachen am ende doch selbst, weil das sich mit anderen absprechen und dann damit leben, dass sie es etwas anders machen als man selbst, zeit kostet und unbefriedigend ist? und wie lange dauert es manchmal, sich durchzuringen, ob man x jetzt auch noch übernehmen will oder es *wirklich* nicht geht. du kennst das sicher.

mein tipp wäre, mal ne schritt zurück zu gehen und zu überlegen, wo deine prioritäten sind und wie das in deine lebensplanung schaffst. und zwar ergebnisoffen. willst du dich intensiv im kontext der uni mit akademischen sachen beschäftigen, das studium also nicht nur nur nebenbei irgendwie durchziehen mit der gefahr, dass es doch nicht klappt? dann muss die politik platz machen. oder kannst du dir gut vorstellen, dass der gero in 10 jahren vielleicht gar keinen abschluss hat, aber dafür viel politische erfahrung und andere praktische skills, die dir was nutzen? auch auf die gefahr hin, dass das fehlende studium oder der BA erst mit anfang 30 irgendwelche leuten komisch aufstoßen? das ist auch eine legitime entscheidung, die aber auch ihre konsequenzen hat. das erscheint jetzt sehr radikal, und wie gesagt, vielleicht funktioniert das vereinbarkeitsmodell ja doch. aber man muss sich manchmal die freiheit nehmen, die sache grundsätzlicher zu betrachten. viel erfolg!

von: Angelika

Hallo Gero,

zunächst einmal vielen Dank für den großartigen Vorstandsjob. Ich kann mich nur celfridge und rka anschließen. Lerne nein zu sagen und zu delegieren. Bitte nicht den Posten aufgeben.

Viel Erfolg bei Deinen Prüfungen Angelika

von: @chaosrind

Lieber Gero,

RKA und Fabio haben Recht. Du bist gewählt worden für das, was Du gesagt hast. Niemand kann und wird Dir Deine Gesundheit erhalten, wenn DU es nicht tust. Dass Du im Vorstand bist, heisst nicht, dass Du alles allein machen musst. Gib Aufgaben ab, die Dich belasten und die nicht zwangsweise ein Vorstandsmitglied machen muss.

Wir wollen keine Berufspolitiker, sagen wir immer. Darum MUSS Dein Privat- und Dein Berufsleben Priorität haben. Wir können es uns nicht erlauben, engagierte Leute wie Dich einfach ausbrennen zu lassen. Du hast viele Aufgaben genannt, die jedes andere Mitglied auch machen kann, dann ist halt mal weniger Zeit zum Nörgeln.

Ich rufe darum alle auf: Helfen statt meckern!

Und: Danke, Gero!

von: Therese

Lieber Gero,

stopp, bitte pass auf Dich auf, Deine Gesundheit, Dein Studium und Deine Existenzsicherung haben immer Vorrang vor dem Ehrenamt. Trete einen Schritt zur Seite und nimm die hier in den Kommentaren schon angebotene Hilfe ohne den kleinsten Gewissensbissen an.

In Prüfungsphasen und Deinen momentanen existentiellen Baustellen, ist es besser alles zu stoppen, nimm Dir ruhig 6 Wochen vorstandsfrei, vielleicht kannst Du Umläufe beobachten und bei Bedarf entscheiden, die Berichte der Beauftragten und Mithelfer lesen, abnicken und bitte mehr nicht. Ich rate, erst dann wieder aktiv projektbezogen zu arbeiten, wenn diese akute existentielle Notphase überstanden ist. Zurücktreten musst und solltest Du deshalb bitte nicht.

Danach überlege, ob Du nicht wirklich ein Zeitmanagement ohne schlechtes Gewissen mit höchstens 10 Stunden Woche + kleinen Pufferzonen für Dein Amt probieren möchtest. (mehr ist bei Erwerbsarbeit + Vollzeitstudium nicht realisierbar) Ich beobachte bei den Bezirksverordneten z. B. ein ganz ähnliches Problem, da müssen wir mit unseren Ansprüchen und unserem Perfektionismusstreben achtsamer werden.

Ich drücke Dich und bin zuversichtlich, dass Du das schaffst

Lieber Gruß von Therese

von: siusmart

Gero, mein Lieber,

falls es Dir schwer fallen sollte, Aufgaben abzugeben, weil sie eigentlich zu spannend sind/ gerade in einer entscheidenden Phase/ Du doch da schon so viel Arbeit reingesteckt hast/ Du doch gewählt worden bist und Deine Wähler nicht enttäuschen möchtest, oder was sonst auch immer, bedenke bitte auch Folgendes: Vielleicht hatten (und haben) die Piraten zu wenig Geld und waren und sind auf ehrenamtliche, unentgeltliche Arbeit wie die Deine angewiesen; das mag für eine Zeit gehen. Wer aber ein solches Arbeitspensum zu bewältigen hat wie die Piratenpartei, der hat irgendwann auch die Verpflichtung, das so zu organisieren, daß Leute, die diese Arbeit erledigen, nicht dabei drauf gehen. Es dann weiter so laufen zu lassen, bedeutet, es zuzulassen, daß die (Des-) Organisation systematischen Charakter annimmt - und es zeigt Desinteresse: an der Arbeit und den arbeitenden Leuten. Das nennt man dann Ausbeutung. Unter diesem Aspekt ist es nur gerechtfertigt, JEDE Aufgabe, die Dir zuviel wird (aus welchen Gründen auch immer), abzugeben. Du wirst sehen: das System kollabiert nicht, es wird, in ähnlicher Weise wie bisher, weiter funktionieren. Unterschied: Du steckst nicht mehr oder in anderer Form drin, und Du schädigst Dich nicht mehr selbst in elementarer Weise. Und noch was: natürlich ist der Leidensdruck gerade bei Dir am größten, der Du mit den Aufgaben unmittelbar befaßt bist. Dennoch ist es eigentlich nicht DEINE Aufgabe, für Strukturen zu sorgen, in denen Du diese Arbeit auch delegieren kannst (und gleichzeitig eine Ergebnissicherung betreiben kannst). Das wäre schon der nächste Job, solche Strukturen zu schaffen.

Ich bin einigermaßen entsetzt über das, was ich gerade gelesen habe. Laß Dir sagen, daß das sehr typische Strukturen und Abläufe in so jungen politischen Bewegungen sind; sie sind barbarisch, nehmen ALLES, was man ihnen gibt und fressen es in sich hinein und bereichern sich daran, und zwar genauso lange, WIE man ihnen etwas gibt. Sie sind genauso wie vorzugsweise suchtkranke Menschen, die einen so lange ausbeuten, wie man sie läßt, um ihre Sucht zu füttern, und sich in dem Moment, wo man sich von ihnen abwendet, andere Opfer suchen, die sie ausbeuten können.
Deine Arbeit ist offenbar gut; dann kann die Partei sie auch honorieren. Finanziell. Sonst hat sie sie auch nicht verdient.

Yours very sincerely, S.

von: @00v3rdr1v3

Kein Scheiss, lerne Deligieren. Du bist zu wichtig im Vorstand, um alles selbst zu machen. Ernsthaft, das hat nichts mit Überheblichkeit zu tun. Du bist in den Vorstand gewählt worden, weil man Dich, Deine Einschätzungen und Deine Art dort haben möchte. Wenn Du vor lauter Arbeit nicht mehr dazu kommst, Dich einzubringen, ist das nicht im Sinne der Wähler. Deshalb: Such Dir ein paar Leute, die bereit sind, Jobs von Dir zu übernehmen. Und nochmal: das hat nichts mit Chef-gehabe zu tun. Es dient dazu, dass Du auch morgen noch den Job machen kannst, den die Wähler dir gegeben haben: Dich in den Vorstand einzubringen.

von: Bugspriet

Nimm Dir mal eine Woche oder zwei Wochen Urlaub, und guck Dir an, was in der Zeit gut oder nicht gelaufen ist. Die Zeit kannst Du für Deine Erholung nutzen und Dir dann überlegen was du von den Jobs abgeben kannst oder mit weniger Zunder befülltern musst. Ansonsten bin ich jetzt ruhig. Die schlauen Dinge hat ja schon der rka geschrieben.

von: Manu

Lieber Gero, wie auch schon besprochen, halte ich, wenn du dich (was ich für den LaVo gut fände) gegen den Rücktritt entscheidest, eine Begrenzung der Zeit, die du effektiv für den LaVo hergibst, für erforderlich. Ich selbst organisiere mich inzwischen recht gut mit einem persönlichen “Stundenplan”. Ich überlege, welche Projekte anstehen, und wie viel Zeit ich für diese aufbringen kann. So werden die Tage strukturiert. Was in dieser Zeit geschafft ist, ist weg. Was liegenbleibt, war nicht zu schaffen. Wenn das überhaupt nicht zusammenpasst, müssen Aufgaben abgegeben/anders verteilt/anders bewertet werden. Aufschreiben der Tasks (der “kleinen Portionen”) und des - auch unsichtbar - effektiv Erledigten (auch banal Scheinendes wie “1/2h nachgedacht”)hat mir dabei wirklich bei der Selbsterkenntnis, wo die Zeit eigentlich hin ist, geholfen.

Ich finde den Vorschlag sehr sinnvoll, die nächsten ca. 4W Vorstandsurlaub zu machen - so bekommst du mehr dringend benötigte Zeit für die Prüfungen und den Umzug. Ggf. kannst du in der Zeit ja 1/2-1h pro Tag für Umläufe etc. einplanen, aber mehr nicht. Dann heißt es allerdings auch, dass du dich an deinen Urlaub halten musst. Soll dich jemand dran erinnern? ;-)

Vergiss übrigens nicht, ganz egal, wie deine Entscheidung am Ende ausfällt: Du machst es für dich genau richtig.

LG Manu

von: Etienne

Hi Gero,

pass auf Dich auf - ja das haben schon alle hier geschrieben, ich tu es trotzdem noch mal, da ich das was Du beschreibst in meiner Zeit als ich studiert habe ebenso erlebt hab (damals als Mitarbeiter im AStA der Hochschule).

Du hast das einzig richtige gemacht: es ausgesprochen. Denn das verdrängt man oft viel zu lang. Jedoch können die anderen nur dann darauf reagieren.

Ich würde auch gerne so viel mehr machen in der Partei, aber es geht neben Job und Freund nicht - und das ist auch gut so.

Zum Schluss noch ein konkretes Angebot: Du weißt ja so in etwa, worin meine Fähigkeiten liegen - wenn Du also etwas konkretes hast, was sich fest umreißen lässt und Du loswerden willst/kannst, dann lass es mich wissen. Wenn ich es zeitlich und inhaltlich leisten kann, werde ich es gerne tun.

Alles Gute, halt die Ohren steif und viel Glück bei allem was da auf Dich zukommt in den kommenden Wochen und darüberhinaus.

LG Etienne