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Ich und das Atombombenexperimentierfeld Piratenpartei

- in: personal politics

Eingetreten.

Seit Mai 2009 spiele ich mit dem Gedanken, nun habe ich es getan. Ich bin “Pirat”, halte das System “Partei” aber für falsch. Die Piratenpartei, das Atombombenexperimentierfeld der Demokratie - ein Ort wo mensch die Sinnhaftigkeit von Parteien hoffentlich ganz grundsätzlich diskutieren kann, was ich so hoch spannend finde, dass ich mich da nun einfach mal gucke, was passiert.

Parteien halte ich für das Hauptproblem heutiger Politikverdrossenheit. Politik ist hochkomplex - sich effektiv einbringen macht extrem viel Arbeit. Die Ochsentour verschleißt viele gute Ideen, Initiativen und vor allem Menschen. Es gibt gute Gründe warum im antiken Griechenland kein Stadtstaat mehr als 10.000 Einwohner hatte - da kannten die Menschen sich unter einander und haben bei Problemen direkt miteinander gesprochen. Die heutige Demokratie ist eine Stellvertreter-Demokratie. Niemand ist selbst verantwortlich - immer war es jemand anders oder die einzelne Person übernimmt die Verantwortung für etwas, um Glaubwürdigkeit zu beweisen. Das diese Person aber tatsächlich verantwortlich ist, ist sehr unwahrscheinlich, da unser gesamtes Gesellschaftssystem nur durch Delegation funktioniert. Wo nur noch delegiert wird, wird es schwierig die Bürger offen mit einzubeziehen. In dieser Krise stecken alle modernen Demokratien und insbesondere die Parteien, die die Demokratien verkörpern.

Aus eben diesem Grund halte ich Parteien per se als Teil des Problems und nur bedingt als Teil der Lösung - und aus diesem Grund habe ich es vermieden einer Partei - trotz jahrelangem politischen Engagement - beizutreten.

Mit der Piraten-Bewegung verändert sich die Parteienlandschaft nachhaltig. Es scheint, als würde es eine Neuerfindung des politischen Rads geben - und zugleich bilden sich in den Piraten auch die gleichen Muster wie in allen bisherigen Parteien auch. Es geht zunehmend um “die Partei”, um Umfragen und Machtansprüche, es bildet sich ein Fraktionszwang.

Auf der anderen Seite gibt es aber auch die Utopie “Größtmögliche Freiheit bei maximaler Chancengleichheit” - und das große Feld von “Technik und Gesellschaft”, das im politischen Alltag bisher nur bei den Piraten gelebt wird. (Auch wenn z.B. die netzpolitischen Beschlüsse der Grünen denen der Piraten in nichts nachstehen … aber das die Grünen mit dem Piraten zusammen gehen sollten, bloggt ich ja schon mal.)

So bin ich nun teil der Piraten-Crew, will aber nicht Partei, sondern Utopie und gute Politik - unabhängig vom Parteibuch und nach Möglichkeit irgendwann ganz ohne Parteibuch. Mal sehen was sich auf dem Atombombenexperimentierfeld so ergibt und wo die Reise noch so hingeht.

Kommentare

von: rka

herzlich willkommen! wenn du die piratenpartei als eine möglichkeit betrachtest, die deinen politischen ideen eine grundlage zum wachsen gibt, dann kannst du viel schönes erleben. wichtig ist: sich selbst nicht vergessen und zu wissen, dass piraten kein familienersatz sind.

gruß rka