Ich finde es erschreckend, wie in den Massenmedien die Angst vor dem Terror geschürt wird. Es ist absurd, was für Schreckens-Szenarien aufgebaut werden.
Begeistert bin ich hingegen davon, dass es doch auch Leute gibt, die bewusst dagegen argumentieren. (Wie z.B. Florian auf Netzpolitk.org)
Leider stelle ich aber häufig fest, dass die Argumentation nur auf Statistiken beruht - und mit den Statistiken lässt sich ein möglicherweise geschehener Anschlag auch nicht wegdiskutieren.
Viel wichtiger finde ich, klar zu machen, dass es Anschläge gibt. Es gibt Terroristen und es kann auch in Deutschland Anschläge geben. Und Möglicherweise werden dann auch Menschen sterben. Es ist sogar extrem wichtig, dass wir uns das klarmachen, dass Terroristen Verbrecher sind. Und sie wollen ihre Ziele mit Gewalt durchsetzen. Sie wollen Angst und Schrecke in der Bevölkerung hinterlassen, um eigene Ziele durchzusetzen. Sie wollen die Bevölkerung verängstigen.
Daher sollten wir - als Gesellschaft - dem Terrorismus die Stirn bieten und keine Angst haben. Auch wenn es tatsächlich zu einem Anschlag kommen sollte, ist es absolut höchste priorität den Terroristen nicht zu zuspielen und Angst zu haben, sondern sich dem widersetzen und am gesellschafltichen Leben weiter teil zu nehmen - oder vlt sogar gerade deshalb.
Um den Terrorismus zu schwächen, dürfen wir ihm keinen Raum in der Gesellschaft geben. Wir dürfen ihm nicht eine einzige Zeile in der Tageszeitung geben. Keinen Blogartikel. Nichts.
Das ist die einzige Wirkungsvolle Strategie gegen den Terrorimus. Ihn trotz möglicher Gefahren und möglichweise auch trotz Anschlägen zu ignorieren. Wir - als Gesellschaft, als Staat - müssen uns einfach drüber hinweg setzen und dürfen uns nicht verunsichern lassen. Und wenn es Anschläge gibt und dabei Menschen sterben - dann sterben eben Menschen, aber wir dürfen den Terroristen trotzdem nicht den Gefallen tun und sie dafür beachten.
Das mag jetzt extrem klingen, ist aber die einzige Möglichkeit, dem Terrorismus die Macht zu nehmen.
Kommentare:
von: thilo
Der Trick ist: Über etwas anderes reden bzw. anders darüber reden. Nicht “Nieder mit dem König!” rufen, sondern “Es liebe die Demokratie!”.
Um den großen Heinz von Foerster zu zitieren:
“Dazu fällt mir ein Satz von Ludwig Wittgenstein ein: Wenn man über eine Proposition „p” und ihre Verneinung „non p” spricht, heißt es bei Wittgenstein, so spricht man von demselben. Darf ich hier eine kleine Analogie anführen? Revolutionäre, die einen König stürzen wollen, machen häufig den bedauerlichen Fehler, dass sie laut und deutlich schreien: Nieder mit dem König! Das ist natürlich kostenlose Propaganda für den König, der sich bei seinen Gegnern eigentlich bedanken sollte: „Danke, dass ihr mich so oft erwähnt habt, und dass ihr nicht aufhört, meinen Namen zu rufen!” Wenn ich eine Person, eine Idee oder ein Ideal laut und deutlich negiere, ist die endgültige Trennung noch nicht geglückt. Das verneinende Phänomen kommt wieder vor und wird ex negativo erneuert in Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt.”
Auf “Terrorismus” übertragen hieße das z.B. konsequent nicht von “Terroristen” zu sprechen sondern von “Verbrechern/Straftätern” oder eine Sprache zu etablieren, die Terrorismus nicht als zu verhindernden Angriff auf unseren Staat sieht, sondern als notwendigen Kollateralschaden/Unfall…
von: thilo
(Und beim Vertipper “liebe” statt “lebe” darf, wer will, natürlich gerne an Freud denken.)
von: 9er0
Hmm … interessanter Punkt.
Aber funktioniert das? Zum Königtum gibt es die Alternative der Demokratie. Was ist die Alternative zum Terrorismus? In meinem letzten Blogpost habe ich ein paar Gedanken aufgeschrieben - was genau denn Terroristen wollen und warum wir es nicht schaffen, uns mit ihnen zu sprechen.
Die Wortwahl nur auf “Verbrecher/Straftäter” zu verändern halte ich für nicht zielführend. Das bringt uns ja nicht weiter. Dadurch gibt es noch immer Anschläge und es wird noch immer Angst verbreitet. Das ist also nicht die Alternative. Wir werden die islamistischen Fundamentalisten nicht einfach bei Seite schieben. Wir können ihnen nur die Macht nehmen, indem wir sie eben nicht für voll nehmen. indem wir sie ignorieren und aus unseren Medien verbannen. Dann können sie machen was sie wollen, aber wir werden sie nicht beachten. Der Krieg in der Gummizelle.
Die notwendigen Kollateralschäden (sie sind auch nicht notwendig), müssen erwähnt werden. Ja. Das habe ich aber auch geschrieben. Wir müssen uns bewusst werden, dass es Terroristen gibt und es auch Anschläge geben kann. Aber, wir sollten uns darüber stellen. Wir sollten unser Leben in vollen Zügen genießen und eben nicht auf den Terror, den Terroristen verbreiten, reagieren. Wir sollten es ignorieren.
von: thilo
Natürlich verschwinden nicht die Menschen, die Bomben explodieren lassen, nur weil man sie plötzlich anders nennt.
Und es geht mir hier auch nicht um eine Kommunikation mit diesen Menschen - die kriegen ja im Zweifel gar nicht mit, was wir reden und wie wir sprechen.
Dennoch: Terroristen gibt es ja nur, solange es Menschen gibt, die sie Terroristen nennen. Wenn wir solche Menschen und Ereignisse anders nennen, sind sie für uns auch etwas anderes (mit anderen Bezügen, mit denen ein anderer Begriff assoziiert ist.) Und, das nur als Beispiel, die Angst vor Straftätern und Unfällen scheint mir doch eine andere zu sein, als die Angst vor Terroristen und Anschlägen. Wir müssen ja nicht zwangsläufig von einem “Krieg gegen den Terror” spreechen (und all die Assoziationen, die “Krieg” beinhaltet erzeugen).
Wenn wir anfangen wollen, die Sache anders zu betrachten, müssen wir auch eine andere Sprache verwenden.
von: 9er0
@ thilo (mehr als 2 Antworten scheint Wordpress mir nicht zu gewährleisten) …
Vom Umbennen werden die Terroristen aber auch nicht besser. Das klingt eher nach http://neusprech.org/ … Davon wird das Problem ja nicht behoben, sondern nur verlagert.
Nennen wir das Kind doch beim Namen und stellen uns dem. Denn wie wir wohl alle wissen gab es seit 27 Jahren keinen Terroranschlag mit Todesfolge mehr. So sollten wir als Gesellschaft einfach entsprechend aufpassen und uns bewusst mit Medien auseinandersetzen, sodass die Gesellschaft sich vom “Terrorismus” nicht mehr verängstigen lässt. Wer genau auch immer die Ängst schürrt.
von: Maria Seifert
“Der Terror (lat. terror „Schrecken“) ist die systematische und oftmals willkürlich erscheinende Verbreitung von Angst und Schrecken durch ausgeübte oder angedrohte Gewalt, um Menschen gefügig zu machen. Das Ausüben von Terror zur Erreichung politischer, wirtschaftlicher oder religiöser Ziele nennt man Terrorismus.”
Wikipedia hat gesprochen.
Also ran an die Terroristen! Nicht mehr über sie schreiben nicht mehr über sie sprechen - und wenn dann bitte doch das Kind beim Namen nennen: “Angela und ihre Kumpanen/Helfershelfer der fundamentalistischen Konservativen” -> und ja, sie arbeiten tatsächlich mit dem Verfassungsschutz zusammen.
von: Maria Seifert
hmm… Obwohl ich Straftäter doch schon besser finde, da sie sich an der Verfassung tatsächlich sträflich vergangen haben. Oder doch Gewalttäter, weil sie die Gewaltentrennung versuchen aufzubrechen… schwierige Frage- zugegeben ;)
von: 9er0
Können wir uns auf “Terroristen” für die Kloppies, die den Gottesstaat haben wollen, einigen - und Arschlöcher für die, die unserer Verfassung an den Leib wollen?!?
:D
von: Maria Seifert
Hmm… nein.
In China sind Terroristen die Menschen die Pressefreiheit wollen. In Russland seit neuestem auch die Tschetschenen. In der Türkei werden die Kurden seit jeher Terroristen genannt und in Burma sind eh alle Terroristen die nicht zur herrschenden Klasse gehören.
…das ist ein politischer Kampfbegriff. Die Realität ist differenzierter. Es gibt kein schwarz und weiß, sondern nachts eh nur graue Katzen.