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Das Problem Google

- in: politics rant tech

Google ist eines der mächtigsten Unternehmen der Welt. Kein Unternehemen ist je zuvor in so kurzer Zeit so erfolgreich geworden. Google hat es geschafft. Google ist da, wo jedes Unternehemen hinkommen will.

Wie hat Google das gemacht? - Voll im Zeitalter der “Wissensgesellschaft”, hat es Wissen gesammelt und verkauft. Einfaches Konzept.

Soweit, sogut. Oder eben nicht. Denn es gibt Widerstand. Die Menschheit beginnt zu begreifen, dass Daten einen Wert haben. Und dass, wo man mittels moderner Technik alle Daten unendlich verfielfältigen kann. Jeder hat alles immer.

Die Menschen fangen an zu verstehen, dass es in dieser “Jeder-hat-alle-Informationen-immer-überall” keine Geheimnisse mehr geben kann, es sei denn, sie werden nicht digitalisiert und in den unendlichen Rachen des Internets geschmissen.

Da Computer und Internet aber inzwischen überall sind und das Leben bestimmen, sind auch alle Daten überall. Auch die, die eigentlich mal geheim bleiben sollten. Pech gehabt, denn wenn die Daten interessant sind, hat sie jeder. Und ohne das nötige Kleingeld verschwinden sie auch nicht wieder. Manchmal verschwinden sie nie, egal was man macht.

Nun hat Google eine Suchmaschine gebaut und jeder wirft da die aller intimsten Fragen rein. Kann man auch machen, denn die weiß dann ja auch nur Google und der liebe Onkel Google erzählt es ja niemanden. Hoffentlich.

Nun hat Google sich was ganz tolles ausgedacht. Nachdem das gesamte Internet nur noch mittels Google beherrschbar ist und ganz ganz viele Bücher in den Rachen von Google geschmissen wurde, wird nun auch die restliche Welt katalogisiert und unter die Herrschaft von Google gestellt.

Doof dabei ist, dass nicht nur das Internet Google gehört, sondern demnächst auch noch die normale Welt. Eigentlich ist aber auch das garnicht schlimm, denn Google tut ja nichts böses und wir können die richtige Welt von unseren Computern und Smartphones aus begucken. Da kann der Tramper gucken, wo die beste Stelle ist, sich wieder auf die Reise zu begeben, da kann mit neuen Freunden gucken, wo man wohnt und wo man den Abend noch hingeht und da kann man den Urlaub planen. Alles super Sachen.

Nun kommt aber der doofe Datenschutz und macht alles kaput. Aber warum?

Google fotografiert nicht nur Straßen und Häußern, nein, wie das auf Fotos so ist, sind da auch Menschen, Autos und das altägliche Leben abgebildet. Schlimm ist das aber auch nicht, solange da nichts schlimmes drauf zu sehen ist. Was ist nun aber, wenn ich gerade aus einem Pornoladen komme und meine Oma sieht das auf Google? Da wird mir dann aber nochmal eine lange Geschichte über Moral, Bienen und Blüten erzühlt werden.

Ich werde mich bei Google beklagen und die werden das Bild unkenntlich machen. Was ist aber, wenn ich nicht aus dem Pronoladen kam, sondern beim Bücken fotografiert wurde und mein Tiger-Tanga sichtbar ist? Dann wird nicht nur Oma mit mir reden, sondern auch all meine Freunde, wenn sie das Bild auf Facebook geladen haben und sich drüber lustigmachen.

Dann werde ich mich wieder bei Google beklagen, das Bild wird da verschwinden, aber auf Facebook wird es bleiben. Und wenn nicht auf Facebook, dann vielleicht auf Flickr, Picasa, StudiVZ, MySpace oder es liegt noch auf irgendeinem Blog. Pech gehabt.

Das ist das Problem mit dem Datenschutz und Google. Ich sehe da aber noch ein ganz anderes. Konstantin von Notz (MdB für die Grünen) hat es auf seinem Blog im letzten Absatz kurz angerissen.

Es geht um den Verkauf des öffentlichen Raumes. Es geht darum, dass wir mit Google nicht nur Sexspielzeuge suchen, sondern auch gucken, wo wir in den Urlaub fahren. Unter der Aufsicht von Google.

Es geht darum, dass Google sein Monopol ausbaut und die gesamte Gesellschaft Gefahr läuft, sich dem Monopol nichtmehr widersetzen zu können. Wir machen uns gerade abhängig von einem einzigen Unternehmen, dass soviel Einfluss auf uns hat, dass es uns vorschreiben kann, was wir anklicken und welche Internetseiten wir sehen. Demnächst wird es uns auch vorschrieben, wo wir Urlaub machen und in welchen “Offline-Geschäften” wir einkaufen. Bald werden wir ein Streetview haben, dass uns auf dieses oder jenes Geschäft aufmerksam macht.

Das ist das eigentliche Problem mit Google.

Streetview selbst ist eine wunderbare Sache, mit der viel Sinnvolles getan werden kann. Aber warum bauen wir dann nicht unser eigenes Streetview? Die Wikipedia (wie umstritten sie auch sein mag) hat geschafft, den Bertelsmann abzulösen. Warum löst ein Gemeinschaftsprojekt nicht auch Google ab? Warum bauen wir nicht unser eigenes Streetview? Fotos haben wir mehr gemacht, als Google je machen kann - wir haben die Telefone zu Millionen mit Megapixel-Kameras. Nicht Google. Und trotzdem sind wir abhängiger von Google als Google von uns. Vielleicht ist Google nicht nur eines, der mächstigsten Unternehmen der Welt, sondern wahrscheinlicher ist, dass es DAS mächtigste Unternehem der Welt ist. Und wir sind abhängig davon. Wir können uns davon nicht befreien und werden es in der Zukunft noch viel weniger tun können.

Kommentare

von: dave büttler

diese warnung stimmt, aber wikipedia ist einfach aufzubauen als ein google oder streetview. ich denke dieser vorschlag ist utopisch. vermutlich ist es einfacher wenn das volk griffige gesetze zur kontrolle von solchen superkonzernen schafft.

von: 9er0

Danke :) Ich weiß nicht, ob eine Wikipedia soviel einfacher aufzubauen ist, als Google … Google ist im wesentlichen ein Algorhytmus … Die Wikipedia gut 1.000.000 Artikel. Und eine Millionen Artikel zu schreiben ist eine verdammt große Arbeit. Und klar ist es eine Utopie, denn Google macht ja Streetview und nicht die Wikimedia Foundation … mittels ehrenamtlicher Helfer.

Das Problem liegt weniger in den Gesetzen zur Kontrolle dieser Superkonzerne - es liegt in der fehlenden Macht des Staates für die Grundversorgung. Der Staat ist für seine Bürger da - so jedenfalls die Definition - und damit muss der Staat öffentliche Aufgaben warnehemen, was er aber nicht macht, weil der “Liberalismus” - der keiner ist - behauptet, das regele der Markt. Wenn öffentliche, der Gemeinschaft dienende Aufgaben vom Staat abgesichert wären, und es ein Unternehmen trotzdem schaffen würde so groß zu werden, finde ich das super. Denn dann hat das Unternehmen ein funktionierendes Konzept, das nicht auf der Unfähigkeit des Staates basiert. (Aldi z.B.)